Einführung in die Phraseologie

Автор работы: Пользователь скрыл имя, 03 Мая 2013 в 17:56, дипломная работа

Краткое описание

In meiner Diplomarbeit werde ich mich mit der Form und dem Gebrauch von Phraseologismen in bestimmten Textsorten der Zeitschrift „Der Spiegel“ beschäftigen.
Ich werde Platzierung, Bedeutung, mögliche Variationen und Modifikation, Kontaminationen der Phraseologismen analysieren. Anschließend werde ich auf die Funktionen der Phraseme im Text eingehen, die typischen Merkmale der Phraseme und die Auswirkung auf den Text werden auch näher betrachtet. Ich arbeite mit der Zeitschrift „ Der Spiegel“, weil die Qualität der Texte unbestritten ist.

Содержание

Inhalt:
1 Einführung …………………………………………...7
1.1. Grundbegriffe und Hauptprobleme …………………………………………7
1.2. Sprache der Massenmedien ………………………………………… 9
1.3. Textsorten und Textklassen …………………………………………10
2 Einführung in die Phraseologie ………………………………………….16
2.1. Unterschiede im Bezug auf Phraseologismen………………………………17
2.2 Merkmale der Phraseologismen …………………………………………..20
2.3. Relativierung der Festigkeit …………………………………………..21
2.4. Semantische Idiomatizität ………………………………………….25
3 Klassifikation der Phraseologismen und Terminologie …………………….26
3.1. Semantische Klassifikation ……………………………………………….26
3.2. Syntaktische Klassifikation………………………………………………...30
3.3. Spezielle Klassen .. ………………………………………………………30
3.4. Kollokationen ……………………………………………………………..33
4 Leserbriefe ………………………………………………………………….34
4.1. Form der Phraseologismen ……………………………………………….35
4.2. Expressivität und Anschaulichkeit der Phraseologismen ………………...36
4.3. Sprichwörter ………………………………………………………………37
4.4. Die Kommunikativen Ebenen des Phrasemsgebrauchs …………………..37
4.5. Emotiomal- wertende Konnotation, Metaphern…………………………..38
4.6. Variationen, Modifikationen, neue Phraseologismen …………………….39
4.7. Paarformeln ……………………………………………………………….41
4.8. Vergleiche…………………………………………………………………42
4.9. Eigennamen………………………………………………………………. 42
4.10. Kollokationen und Funktionsverbgefüge ………………………………..43
4.11. Zusammenfassung ……………………………………………………….44
5. Kommentar ………………………………………………………………….45

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Ziemlich viel vertreten sind Phraseogismen mit den lexikalischen Komponenten Licht, das Licht symbolisiert etwas transparantes, deswegen drücken die Phraseologismen mit der Komponente  etwas offenbares oder etwas, was sich offenbart : Ein junger Schiedsrichter,… bringt damit einen Skandal ans Licht. (Nr.7/05, S.16) So kann etwas ans Licht gebracht, gezogen oder gezerrt werden. Beraubt man die Faschischten ihres Deckmäntelchens der Vaterlandliebe, kommt das wahre Gesicht der Partei  ans Licht. (Nr.7/05, S.16) Oder im Gegenteil, etwas soll verschwiegen, unberücksichtigt werden .Eine arglose Oma wird hinters Licht geführt. (Nr. 7/05,S.16) Das heißt, sie wird betrogen. Ein Abgeordneter sehe sich in ein falsches Licht gerückt. (Nr. 5/05,S.12)Das heißt, er wirft den Journalisten indirekt vor, dass sie dafür gesorgt haben, dass er einen ungünstigen Eindruck macht. Die Wendung ist nur  mit den Verben geraten und kommen lexikalisiert. Der Abgeordnete Matthiessen hat die Wendung  so umformuliert, damit es  hervorgeht, dass er  verleumdet wurde, von wem oder wie erfährt man jedoch nicht. Das  von Koller (1977) beschriebene Phänomen macht sich bemerkbar - die Politiker greifen immer wieder nach leeren Phrasen und verhüllen sie in einen Phraseologimus, damit die Texte besser stilistisch wirken.

In dem Satz: Randpromis drängeln sich schnell noch ins Scheinwerferlicht. (Nr.3/05, S.10), ist die Parallele mit dem Rampenlicht zu verzeichnen, Rampenlicht ist eine lexikalische Komponente aus der Wendung im Rampenlicht stehen, die Varitation könnte auch ins Rampenlicht drängeln lauten also in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses . Rampenlicht ist ein Teil der Bühnenbeleuchtung , Scheinwerferlicht ist ein eher ein technischer Begriff, der  mit der Verbindung mit Randpromis originell wirkt.

 

4.3. Sprichwörter

 

Sprichwörter waren nicht so oft vertreten: das einzige, das zu finden war: Unter den blinden ist der Einäugige  König. Dass auch ein  Sprichwort eine konkrete Einbettung benötigt, zeigt das  folgende Beispiel.  Eigentlich ist es ein schlechter Witz, dass der für diesen Skandal verantwortliche Minister immer noch der beliebteste  deutsche Politiker ist, andererseits bestätigt dies nur  den alten Spruch  vom Einäugigen, der unter den Blinden König ist. (Nr.7/05,S.10) Die Meinung des Lesers umfasst nur diesen Satz, trotzdem ist sie gut verständlich und auf den Punkt gebracht, weil sie auf die Pointe zugespitzt und bildlich ist. Pointe bildet hier das Sprichwort, dass ironisch ist und so sehr treffend zu dem ersten Teil des Satzes und zu der Verbindung schlechter Witz passt.

 

4.4 Die kommunikativen Ebenen  des Phrasemsgebrauchs

Interessant ist auch stilistische Markierung der Phraseme, wie aus den oben genannten Beispielen ersichtlich ist, werden umgangssprachliche Wendungen bevorzugt, weil sie den Text authentischer machen, dem Leser die Stellungnahme leichter nahe bringen. Im Satz: Gegner, die auf die Zerstörung der demokratischen BDR aus sind können verboten werden. (Nr. 7/05,S. 14) Auf etwas aus sein bedeutet etwas erreichen wollen, auf etwas versessen sein. Die Verwendung des Phraseogismus lockert den Satz ein bisschen auf. Besonders im Bereich der Politik sind Phraseme produktiv. Und zwar nicht nur nichts sagende - abgegriffene, die der politischen Korrektheit gerecht werden, sondern die, die mit der  bissigen Ironie spielen. Ein anderes Beispiel:  Dazu ( zu dem Werbespruch geiz ist geil)5  hier meine Ergänzung: Kulturell- intellektuell – soweit man diese Begriffe hier überhaupt verwenden  möchte- unter jeder Wildsau. (Nr. 52/04, S.8) Die umgangssprachliche Wendung unter aller Sau  ist wohl die Analogie zu unter aller Kritik, unter aller Kanone und bezieht sich auf das Schwein, das früher als Trostpreis dem schlechtesten Wettbewerber überreicht wurde. Wilde Sau oder Wildsau bedeutet „sehr schlecht, miserabel“, natürlich sehr derb ausgedrückt.

Es kommen aber auch Texte vor,  in denen gehobene Ausdrücke wie sich etwas zu Eigen machen, sich etwas aneignen, erlernen, übernehmen. Keiner sollte es einem kleinen Schiedsrichter  oder Spieler verdenken, wen dieser sich die Gepflogenheiten der ganz Großen  im Fussballgeschäft zu Eigen macht. ( Nr. 7,/05, S.16)

 

 

4.5. Emotional- wertende Konnotation, Metaphern

 

Interessant sind Substantive, die nicht als  Phraseologismen gespeichert sind und an der Grenze zur Metapher liegen. Sie sind expressiv, haben einen konnotativen Mehrwert, wichtig ist vor allem ihre emotional- wertende Konnotation . Die Benennung durch einen Phraseologismus ist als indirekte, sekundäre Benennung , „eine wertende Benennung par excellence“ (TELIJA,1977,186). Die Wahl der Bilder hat in dieser Hinsicht eine ähnliche Funktion  wie die Wahl der Benennungsmotive in Wortbildkonstruktionen – Traum, Traumwetter- Saureise- Schweinewetter. Je nach Sichtweise kann etwas positiv oder negativ sein. Eine Leserin beschreibt ihr Auto wie eine Art rollendes Folterinstrument, jemand anderer könnte aber den gleichen Wagen als Traumwagen  bezeichnen.

Wie folgende Belege aus den Lesebriefen demonstrieren, ist „ein großer Teil .der Phraseologismen im Hinblick auf die emotional-wertende Konnotation  lexikonspezifisch festgelegt, kann nur entweder positiv oder negativ verwendet werden.“ (FISCHER 1997,201) Unten stehen die negativ  konnotierten Ausdrücke aus den Lesebriefen aufgelistet:

Pöstchenhuber- jemand, der nach einem Posten strebt, koste es, was es wolle

Schreibtischtäter- Verbrecher, die nur Befehle geben, ohne sich etwa konkret zuschulden kommen lassen

Papiertiger- jemand, der als offiziell stark gilt, jedoch in Wirklichkeit nicht ist

Binsenwahrheit- eine abgedroschene Wahrheit oder Erkenntnis, die nicht so plausibel ist, kann  sich auf die Wendung in die Binsen gehen beziehen – verloren gehen, also Wahrheit, die nicht mehr gilt, das Wort Binsenwahrheit habe ich in den Texten  fünfmal gefunden

Prellbock- das Wort wird übertragen verwendet: Prellbock der sozialen Reformen, also ein Hindernismittel

Druckfehlerteufel- jemand/etwas der Druckfehler verursacht

 

4.6. Variationen, Modifikationen, neue Phraseologismen

 

Man kann auf die Modifikationen stoßen. Aus dem Phraseologismus  den Finger auf  die Wunde legen ( Auf ein Übel deutlich hinweisen), der auf die Bibel zurückgeht- Jesus hat bei der Heilung  Finger auf die Körperstelle gelegt, von der das Übel ausgeht. Der Autor hat  das Wort Finger gegen Faust ersetzt und die Präposition auf  gegen in. Es ist Schlink zu danken, dass er nicht nur den Finger, sondern die Faust in die mittlerweile klaffende Wunde unseres Rechtverständnisses legte. (Nr.5/05,S.14) Der Phraseologismus wird gesteigert, Finger wird zur Faust. Die Präposition in impliziert die Richtung - ins Innere, d. h. nicht nur auf ein Übel  hinweisen, sondern darin  eindringen, die Wunde aufbrechen und dadurch bewirken, dass es auch wehtut. Faust als geballte Hand ist zugleich ein Symbol der Drohung, Hand  und Finger stehen im Verhältnis Teil- Ganzes, Hand ist semantisch gesehen Holonym. Die Überschrift für eine Reihe von Briefen, die auf einen konkreten Text reagieren, lautet auch Faust in der Wunde, das heißt, dass die  ungewöhnliche Verbindung den Journalisten gut gefiel.

Eine interessante Modifikation und Kontamination ergibt sich aus dem Text: Es tut mir leid, aber wird übel bis zum Brechreizen. Bei allem wärmenden Zusammenrücken der globalen Spendegalagemeinschaft. Unsere Politiker greifen bis zum Schnürsenkel in die Spendierhosen. (Nr. 3/05,S.10) Der Außenminister nutzt die Gelegenheit für eine Asien- Tournee, wo er sich beliebt machen will. Duden 11 führt die Redewendung mit der gleichen Bedeutung wie die obige an: tief in die Tasche greifen.  Es geht um  eine Modifikation, statt tief verwendet der Leser  bis zum Schnürsenkel und zwar völlig absichtlich, er will damit andeuten, dass sich Politiker dabei  bis zum Schnürsenkel vorbeugen,  um die Gunst der Wähler zu   erwerben, d.h. aus einer Naturkatastrophe eine Werbekampagne machen, was der Leser verachtet und missbilligt. Wörter Tasche und Hose stehen im Verhältnis Teil- Ganzes, Hose ist semantisch gesehen Holonym.  Der umgangssprachlich scherzhafte Ausdruck Spendierhose entstammt einem anderen Phraseologismus in Spendierhosen  - als spendabler Mensch, respektive sich als spendabler Mensch zeigen. Diese lexikalische Komponente  gibt es auch in den Phraseologismen die Spendierhose anziehen, anhaben, ausziehen vor, das heißt nicht lange spendabel sein wie die Politiker.

Der Phraseologismus jmdm. den Stuhl vor die Tür stellen ist eindeutig, jemandem wird die Stellung gekündigt. Der Stuhl steht symbolisch  für die Arbeitsstelle: Warum musste Frau Däubler Gmelin eigentlich ihren Stuhl aufgeben? (Nr.5/05,S.8) Auch wenn der Satz nicht im DW angeführt wird, handelt sich um einen Phraseologimus, der Stuhl symbolisiert  Recht und Anspruch – ähnlich wie Thron.

 

 

Manchmal werden neue Verbindungen gebildet. Ähnliche Konstruktion wie blinder Passagier hat die Verbindung  der gläserne Abgeordnete. (Nr.4,5,6/05) Diese Bezeichnung ist als die  Reaktion auf die Tatsache entstanden, dass alle Abgeordneten regelmäßig Rechenschaft über ihre Einnahmen  ablegen sollten, um der Korruption vorzubeugen, sie sollen durchsichtig, transparent wie Glas werden. Der Begriff hat sich eingebürgert, wenn man die Verbindung in eine Suchmaschine eingibt, kann man viele Seiten abrufen. Meistens sind es die Seiten der einzelnen Abgeordneten, die hier ihre Einnahmen veröffentlichen oder politische  Artikel, die es kommentieren. Die Bildung neuer Phraseologismen zeugt davon, dass der Bereich produktiv ist, und man mit Neubildungen  neue Tatsachen beschreibt, für die die herkömmlichen Ausdrücke nicht mehr ausreichend sind. Es sind vor allem Journalisten, die immer diese neunen Phänomene beschreiben und kommentieren müssen.

Im Jahre 2004 gab es in Deutschland eine heftige Diskussion um die Kinder , die außerhalb der ehelichen Beziehung gezeugt wurden, und die anschließend die Mutter dem offiziellen Partner unterschoben hat, ohne dass dieser von der Affäre seiner Frau gewusst hätte, und das Kind für eigenes hielt. Mit dem Boom der Genlabors stellte sich jedoch die Wahrheit heraus, viele Ehen gingen auseinander , und weil der leibliche Vater meistens unbekannt war oder zu dem Kind nicht stehen wollte, war es unklar, wer Unterhalt bezahlen muss, ob die Gentests nicht verboten werden sollen etc. Die Redewendung jemandem  ein Kuckucksei ins Nest legen wurde damals in der Presse oft verwendet, weil sie sehr zutreffend war. Nest ist Symbol von Zuhause, die Mütter werden zu Kuckucks, wenn sie ihre Kinder vom nicht leiblichen Vater ernähren lassen.  Es hat  sich so der umgangssprachlich- saloppe Ausdruck Kuckuckskinder- 70 000 Kuckuckskinder pro Jahr ist eine Sache. in der Presse etabliert, den dann viele übernommen haben. Die Presse hat an diesem attraktiven  Thema rasch Gefallen gefunden und man konnte von kuckucksmäßigen Verhalten lesen  etc. Viele Phraseologismen  werden aufgrund ihrer emotional- wertenden Konnotation nur negativ oder positiv verwendet. Alle Phraseologismen mit der lexikalischen Komponente Kuckuck belegen die Behauptung, denn sie sind alle negativ.

 

Seit Jahren rechtfertigen Professor Sohn und seine Geistesverwandten Elfenbeinturmkollegen die üblen Entwicklungen der Globalisierung. (Nr.52/04, S.13) Das neu gebildete Kompositum besteht aus dem Grundwort Kollegen und Bestimmungswort Elfenbeinturm, also Kollegen aus einem Elfenbeinturm. Der Bezug zum Phraseologismus in einem Elfenbeinturm leben /sitzen, d.h. der realen Welt entrückt sein,  ist einleuchtend. Die neu gebildete Zusammensetzung ist origineller, der ganze verbale Phraseologismus ist kondensiert, wird zu einem Substantiv und kann als  im Satz als Subjekt auftreten.

Eine andere Zusammensetzung  Rotstiftakrobaten als umgangssprachliche Bezeichnung für Kostenrechner findet man in dem Satz: Hat je einer  der Kostenrechner- Rotstiftakrobaten- asugerechnet, was dieses ganze Zeug kostet. (Nr.3/05,S.14) Rotstift ist eine lexikalische Komponente  innerhalb des Phraseologimus den Rotstift ansetzen und dem Rotstift zum Opfer fallen. Rotstift ist ein Symbol für Sparen, zusammen mit dem Grundwort Akrobat, entsteht eine komische Verbindung, die nur umgangssprachlich ist und nirgendwo lexikalisiert ist, nicht einmal im digitalen Leipziger Wortschatzlexikon, in den Texten wird es jedoch gebraucht.

Ähnliches liegt  im Satz vor: Anstatt mit dem Säbelrasseln (Nr.5/05,S.8) gegen Iran zu beginnen, sollte G. Bush lieber den Menschen die versprochene Freiheit geben. Hier wurde die Wendung mit dem Säbel rasseln – mit Krieg drohen substantivisiert und als Präpositionalobjekt verwendet.

Aus dem Kinnegramm die Achsel zucken wurde Partizip I. Und weil sie  auch die schrecklichsten Folgen achselzuckend in Kauf nehmen. ( Nr. 5/05, S.8)

Es lässt sich feststellen, dass die Phraseologismen reduziert werden können, man unterscheidet zwei Typen: Reduktion  um verbale Konstituenten und um nicht verbale Konstituenten. Manchmal kommt es zu der sog. Univerbierung - das Säbelrasseln. Oder eine lexikalische Komponente kann in einer ad hoc  Zusammensatzung als Bestimmungswort auftreten.

Die Phraseologismen können auch erweitert werden. Expansion kann durch Adjektivattributiv, durch Genitivattributiv, durch attributive Präpositionalphrase, durch Adverbialbestimmung oder Determinativkompositum erfolgen. 

Bei der Kürze der Leserbriefe ist nur die Expansion erster Art – die Adjektivattributive zu belegen: Warum kann man nicht über den deutschen Tellerand hinausschauen und sehen, womit die kleinen Nachbarn so erfolgreich sind? (Nr. 4/05,S.12) Hier wird der Tellerrand  spezifiziert,  damit klar hervorgeht, dass Deutschland mit anderen Staaten verglichen wird und dass eben die Deutschen hinausschauen sollen.

 

4.7. Die Paarfolmeln

 

Klipp und klar  (eindeutig) – Das Grundgesetz schließt das klipp und klar. Diese Paarformel ist sehr häufig anzutreffen.

Hüben wie drüben (auf der einen wie auf der anderen Seite)  …Und dafür werden hüben und drüben  Menschen aufs  Spiel gesetzt, werden Milliarden für nichts in den Sand gesetzt. (Nr. 5/05, S. 8) Die zweite Wendung bedeutet etwas leichtsinnig riskieren, die dritte jemandes Pläne vereiteln, es geht auf die mittelalterlichen Reiterturniere zurück, bei denen man versuchte  den Gegner in den Sand zu stoßen. Aus dem oben angeführten Satz ergibt sich, dass in einem Satz mehrere Phraseologismen vorkommen können.

In Reih und Glied: Wenn einer mit Vergnügen in Reih und Glied zu einer Musik marschieren kann. In strenger Ordnung, die Formel lässt sich der militärischen Funktionsbereich zuordnen

Haus und Hof: Wir haben Angehörige verloren, Haus und Hof. Die Paarformel wurde oft nach der Tsunami- Katastrophe verwendet. Es handelt sich um eine Alliteration.

Leib und Seele: In Ihrem Artikel steht ein Schweizer Koch, unversehrt an Leib und Seele.

 

4.8. Vergleiche:

 

Neben lexikalisierten Vergleichen wie  bis zum Hals verschuldet sein, bilden Briefschreiber auch originelle:  Die vorgeschlagenen Sanktionen  wirken wie Schüsse aus Lachgaspistole.

Oder es tut mir , aber es wird mir übel bis zum Brechreiz.

Mit dem Namen einer bekannten Sehenswürdigkeit  spielt der folgende Satz: Bildungsreformen in Deutschland sind gewiss dringend nötig, aber die Pisa- Optik allein ist so schief wie der bekannte Turm. Der Schiefe Turm  von Pisa ist ein Phraseologismus mit dem Eigennamen der Stadt Pisa. In der Verbindung Pisa – Optik, ist Pisa die Abkürzung für die internationale Organisation Programme for International Student Assessment (PISA) der OECD.

 

4.9. Eigennamen:

Wiederum findet  man keine lexikalisierten Phaseologismen. Die folgenden Beispiele belegen jedoch, wie man mit Eigenamen umgehen kann.  Das Haus Saturn beschäftigt einen Werbemann- den würde ich gern auf Sigmund Couch legen. (Nr. 52/04, S. 8) Der Name  von Sigmund Freud steht für die Psychonalyse, die meistens auf der Couch durchgeführt wird. Auch wenn man den Nachnamen weglässt, ist es klar, dass es um Freud geht und  die Verbindung Sigmund Couch wirkt dadurch familiärer.

 

 

 

 

4.10. Kollokationen

Weil  in allen Texten sehr viele Kollokationen vorkommen, führe ich bei jeder Textsorte eine kurze Übersicht an:

In den  sachlichen Texten gibt es vor allem Funktionsverbgefüge:

In Frage kommen-2x

In der Lage sein,-3x

zur Kenntnis nehmen- 3x , bringen

den Vorzug geben

der Meinung sein

Schmerz, Leid , Schaden- 2x   zufügen

In Vergessenheit geraten

In Kauf nehmen -4x

Beitrag leisten  - 3x

Einer Vorschub leisten- etwas fördern

Unwesen treiben

Ausser Frage stehen

Unter Kontrolle bekommen, halten

In den Griff bekommen

Maßstäbe anlegen – 2 x

In den Vordergrund stellen

Ein Ende nehmen

In die Not geraten

In Auftrag geben

Zur Folge haben 2x

Zur Verfügung stehen, stellen , wird variiert mit zur Disposition stehen-3x

Ausser Zweifel stehen

Entscheidung treffen

Spende leisten

Anforderungen stellen

In Gang bringen

Mut machen

 

4.10.1. Juristische Fachtermini

Je nachdem  auf  welche Bereiche  sich die Texte beziehen, werden auch verschiedene  Phraseologismen verwendet, die einem bestimmten fuktionalen Stil angehören.

Aus dem juristischen Bereich :

Einen Eid ablegen , 2 x

Vor Gericht stehen 2 x

Zur Verantwortung ziehen

Tatbestand erfüllen

Kraft Amtes

Fachtermini lassen sich auch variieren, wenn sie in der Presse vorkommen.

In dubio pro libertate- ein Fachterminus, den der Leser modifiziert und anstatt pro libertate, das Wort familia verwendet. Ein anderer Fachterminus Selbstbestimmungsrecht ist nicht mehr  Fachterminus aus dem öffentlichen internationalen Recht, wenn er mit einem anderen nicht fachlichen  Wort  verbunden wird: Eine Frau, die einem Mann ein Kind unterschiebt  verletzt nicht nur in großem Maße Selbstbestimmungsrecht des Mannes, sondern auch das des leiblichen Vaters. (Nr.7/05, Seite 10) Diese Verbindung ist interessant und sehr originell, weil sich der Terminus normalerweise nicht auf einen Einzelnen  bezieht, sondern auf die ganze Nation-  es handelt sich um die  Verknüpfung  semantisch inkompatibler Elemente.

 

 

 

 

 

4.11. Zusammenfassung

 

Zu der Textsorte Leserbrief lässt sich abschließend sagen, dass es hier viele Phraseologismen gibt. Meistens stehen sie  am Ende der Texte- bei 40 Prozent der Texte. Weil die Sätze in den Leserbriefen kurz und geradlinig sein müssen, werden die Phraseologismen eher reduziert, was die Modifikationen im wendungsinternen Komponentenbestand angeht. Weiter ist der Gebrauch von formelhaften Ausdrücken aus der Welt der Massenmedien zu verzeichnen wie: die Frage stellt sich so, vor Ort, in die politische Landschaft passen, variiert durch  die andere, umgangssprachliche Komponente Kram: in politischen den Kram passen. Zu den Funktionsbereichen des Phrasemsgebrauchs lässt sich feststellen, dass in Lesebriefen administrative und juristische phraseologische Termini vorkommen, was mit Themen der Artikel zusammenhängt, auf die sich die Reaktionen bezogen. Die kommunikative Ebene der Phraseologismen war eher umgangssprachlich, manchmal salopp - vor allem bei Texten von Privatpersonen, die etwas kritisierten. Ganz hervorstechend war, dass es entweder Leute gibt, die Phraseologismen  reichlich verwenden  und den Text so aufbauen, dass sie ganz bewusst den Phraseologismus im Titel, oder am Textende einsetzen.

 

5. Kommentar

 

Die Kommentare haben nicht so viele Phraseologismen beinhaltet, wie  die Leserbriefe.

 

5.1. Funktionen der Phraseologismen

 

Bei Phraseologismen mit Idiomatizität, ist sehr wichtig die Funktion des Phrasems. Nach Werner Koller (1977) werden die Funktionen  der Phraseologismen wie folgt geteilt:

 

-Übertragungsfunktion

- Wertungsfunktion

- Anbiederungsfunktion

- Vereinfachungsfunktion

-Argumentationsersparungsfunktion

- Unschärfefunktion

- Anschaulichkeitsfunktion

 

Burger anerkennt die Einteilung mit dem Hinweis darauf, dass es auf jeden Fall ratsamer ist, als die Funktion aus dem Grad der Expressivität des Phraseologismus abzuleiten. Es gibt zahlreiche Einwände der Plausibilität der Einteilung, die darauf basieren, dass es sehr schwierig ist, einem Phraseologismus bestimmte Funktion zuzuordnen.  Koller vertritt die Meinung, dass der Gebrauch von Phraseogismen in den Textsorten in der Presse vor allem bei politischen Kommentaren nicht besonders erwünscht ist. Diese These möchte ich aufgreifen.

Die Phraseologismen  bieten oft metaphorische Formulierungen  für komplexe Situationen und Handlungen an. Manchmal wird nicht explizit gesagt, auf welche Sachverhalte sich ein Phraseologimus bezieht. In den Texten werden keine konkreten Bezugspunkte genannt, auf die die Phraseogismen angewendet werden. Phraseologismen sind leere Formeln, die in diesem Fall  in den Kontext nicht eingebettet (aufgefüllt) werden. Es fehlt eine Konkretisierung, die Phraseologismen werden nicht auf eine Situation  zugespitzt. Der Effekt des Phrasems bleibt aus, was zur Irritierung des Lesers führen kann. Hier zeigt sich, dass der Phraseologismus immer bestimmtes semantisches Umfeld braucht und dass manche Phraseologismen leer ausgehen, wenn sie nur zu Platzhaltern im Satz werden. In dieser Hinsicht sind  Kollers Einwände plausibel. Burger macht darauf aufmerksam, dass es sich in diesem Fall um die so genannte Vagheit (2003,77) handelt. Und zeigt dies anhand von Horoskopen als Texten, die nie konkret sein können, weil sie für eine sehr heterogene Gruppe bestimmt sind und zu den unterhaltenden Textsorten zählen.  Koller  befasste sich jedoch mit politischen Kommentaren, die dadurch ausgezeichnet werden, dass  sie  viele Floskeln, moralisierende  Passagen, rhetorische Phrasen  enthalten, die ziemlich generell wirken, wenn sie nicht an einen speziellen Fall  angewendet werden.  Die Argumente von Koller sind in dieser Hinsicht berechtigt, wenn er behauptet, dass die Phraseologismen immer gezielt und originell, nicht klischeehaft  verwendet werden sollten. Der richtige Gebrauch der Phraseme zeugt auch von einer gewissen Sprachkompetenz.

 

 

5.2. Der Ort des Phraseologismus in Kommentaren

Burger stellt fest (2003,161), dass  es keine festen Regeln für den Einsatz von Phraseologismen gibt, er gibt zugleich zu, dass es deutliche Präferenzen gibt. Meistens  stehen Idiome häufig am Anfang oder am Ende des Textes oder Textabschnittes. Die Idiome bieten „eine bildliche Gesamtschau“, geben manchmal die Wertung an, die positiv oder negativ sein kann, fast nie neutral. Die Rezeption ist einfacher und  wird in eine bestimmte Richtung gelenkt.

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