Автор работы: Пользователь скрыл имя, 03 Мая 2013 в 17:56, дипломная работа
In meiner Diplomarbeit werde ich mich mit der Form und dem Gebrauch von Phraseologismen in bestimmten Textsorten der Zeitschrift „Der Spiegel“ beschäftigen.
Ich werde Platzierung, Bedeutung, mögliche Variationen und Modifikation, Kontaminationen der Phraseologismen analysieren. Anschließend werde ich auf die Funktionen der Phraseme im Text eingehen, die typischen Merkmale der Phraseme und die Auswirkung auf den Text werden auch näher betrachtet. Ich arbeite mit der Zeitschrift „ Der Spiegel“, weil die Qualität der Texte unbestritten ist.
Inhalt:
1 Einführung …………………………………………...7
1.1. Grundbegriffe und Hauptprobleme …………………………………………7
1.2. Sprache der Massenmedien ………………………………………… 9
1.3. Textsorten und Textklassen …………………………………………10
2 Einführung in die Phraseologie ………………………………………….16
2.1. Unterschiede im Bezug auf Phraseologismen………………………………17
2.2 Merkmale der Phraseologismen …………………………………………..20
2.3. Relativierung der Festigkeit …………………………………………..21
2.4. Semantische Idiomatizität ………………………………………….25
3 Klassifikation der Phraseologismen und Terminologie …………………….26
3.1. Semantische Klassifikation ……………………………………………….26
3.2. Syntaktische Klassifikation………………………………………………...30
3.3. Spezielle Klassen .. ………………………………………………………30
3.4. Kollokationen ……………………………………………………………..33
4 Leserbriefe ………………………………………………………………….34
4.1. Form der Phraseologismen ……………………………………………….35
4.2. Expressivität und Anschaulichkeit der Phraseologismen ………………...36
4.3. Sprichwörter ………………………………………………………………37
4.4. Die Kommunikativen Ebenen des Phrasemsgebrauchs …………………..37
4.5. Emotiomal- wertende Konnotation, Metaphern…………………………..38
4.6. Variationen, Modifikationen, neue Phraseologismen …………………….39
4.7. Paarformeln ……………………………………………………………….41
4.8. Vergleiche…………………………………………………………………42
4.9. Eigennamen………………………………………………………………. 42
4.10. Kollokationen und Funktionsverbgefüge ………………………………..43
4.11. Zusammenfassung ……………………………………………………….44
5. Kommentar ………………………………………………………………….45
Phraseologismen kommen auch in den Sportkommentaren vor. Er wurde nur vierter. Abends hockte er mit leeren Blick bei der Pressekonferenz und wurde vom Moderator dafür maßgeregelt , dass er es nicht aufs Treppchen geschafft hatte. (Nr.7/05,S.75) Siegertreppchen als Symbol des Sieges wirkt auch sehr anschaulich.
Im Vergleich von den klischeehaften Phraseologismen verfügen die anschaulichen über eine Leseart und werden an den exponierten Stellen im Text platziert. Im Gegensatz zu nebligen Formulierungen in den politischen Kommentaren, werden die anschaulichen Wendungen bei den Beschreibungen von bestimmten Handlungen einbezogen - demonstrieren, ablehnend reagieren, für etwas geradestehen, heiraten- siehe oben. Charakteristisch ist, dass der Phraseologismus nicht vorher oder nachher erklärt wird, dank der Anschaulichkeit ist es nicht nötig. Bezug nehmend auf den Punkt 5.3.2. und den Vergleich mit dem Satz Noch hat das Intrigieren- das Ränkeschmieden und Gerüchtestreuen nicht begonnen. (Nr.7/O5, S.123) ist zu sehen, dass die Erklärung des Phraseologismus in diesem Fall nicht tautologisch ist, sondern sehr angebracht ist, weil das Wort Ränke nicht anschaulich ist. Heutzutage ist das Wort Ränke als Komponente einzustufen. Das Wort Rank, der heute nur noch im Schweizerischen gebräuchlichen Singular zu Ränke bedeutet (Weg)krümmerung, Wendung. In stilistischer Hinsicht erfreuen sich Kombinationen von drei nacheinander stehenden Wörtern in der Presse großer Beliebtheit, die Triaden werden auch in der Werbung sehr häufig eingesetzt. Die Triaden von Substantiven oder Adjektiven sind schon in der Bibel anzutreffen und werden als ein bewährtes stilistisches Mittel bezeichnet.
5.3.3.5. Die Klischeehaftigkeit und viele Möglichkeiten der Anwendung der Bilder für das Benennen bestimmter Situationen oder Verhaltensweisen ermöglicht, dass sich die Phraseologismen auf viele Sachverhalte beziehen. Mit diesem Punkt befasste sich Koller (1977,185): bestimmte Verhaltensweisen, Handlungsmuster, Interaktionsprobleme und Problemlösungen, Situationen des Alltagslebens werden in den Phraseologismen erfasst und auf einfache, allgemeingültig-anerkannte Formeln gebracht- darin besteht die Vereinfachungsfunktion , die die Kommunikation erleichtert . Manche Wendungen werden zur „Grabbelkiste: in der alles verstaut werden kann., sie sind allgegenwärtig.
Alles aus der Luft gegriffen. (Nr.7/05, S. 121)
Auch ein Wahlkämpfer wie Salman achtet deshalb darauf, den Bogen nicht zu überspannen. (Nr.7/O5, S. 126)
In den Kommentar ist man oft immer mit den formelhaften Ausdrücken aus der Welt der Massenmedien wie: in die Geschichte eingehen, vor Ort, jn. etwas auf Eis legen, etwas liegt auf Eis (etwas geht nicht voran). Mehr als viermal figurierte in den Kommentaren die Wendung offene Tür einrennen. Sehr oft wiederholen sich die Phraseologismen mit dem Substantiv Weg, mit verschieden Variationen – der deutsche Weg, der gute Weg, der schlechte Weg, meistens kommt das Wort Weg in der Verbindung den Weg einschlagen. Dieselbe Frequenz ist bei Phraseologismen mit dem Substantiv Schritt, Schritte zu verzeichen. Ziemlich abgegriffen wirkt der nominale Phraseologismus mit der Komponente Brocken, oder ein dicker Brocken, der fast in jeder Ausgabe zu finden ist.
Eine andere Tendenz, die sich bemerkbar macht, ist die Verwendung von den Praseologismen meistens in der Mitte des Textes oder am Ende, die sehr häufig in der Umgangssprache vorkommen: wie keinen Bock haben. Die Phraseologismen werden in den Text eingeschoben, um den Text aufzulockern, und den Leser nicht mit dem Text zu überhäufen. Die Umgangssprache wirkt vertraulicher und peppt den Text auf.
In den Kommentaren finden viele Funktionsverbgefüge Anwendung: Auf dem Spiel stehen, in Verlegenheit bringen, Forderungen an jndn. stellen, zu Stande kommende, zur Geltung kommen, zum Ausdruck kommen, in den Mittelpunkt stellen,eine Gefallen tun in Kraft treten, Abhilfe schaffen. Weiter Fachtermini wie Revision gegen ein Urteil einlegen etc.
In der Zeitschrift Der Spiegel gibt es in jeder Nummer im Durchschnitt von fünf bis sechs Interviews mit verschiedenen Persönlichkeiten aus Branchen wie Politik, Ökonomie und Wissenschaft. Es kommen immer auch Künstler, bzw. Promis zu Wort. In jeder Nummer gibt es ein großes Gespräch mit einer berühmten Persönlichkeit.
Von den 60 bearbeiteten Interviews weisen alle große Produktivität auf, was Phraseologimen betrifft. Wiederum macht sich hier die Anschaulichkeisfunktion und Vereinfachungsfuntion geltend.
6.1 Titel der einzelnen Interviews
Im Titel stehen meistens kurze Ausschnitte aus dem Interview.
Das Spiegel-Gespräch mit der Überschrift Das wird eine harte Nuss , (Nr. 52/O5, S.74) , ein schwieriges Problem: der Opel- Gesamtbetriebschef sagt verhüllend , dass die Zukunft des Standortes des Autoherstellers in Rüsselheim nicht sicher ist. Wieder steht unter dem Titel ein großes Foto eines Opels, den die Angestellten fertig stellen.
In einem Streitgespräch zwischen zwei Politikern verwendet ein Politiker die Wendung, die auf die Bußpredigt Johannes des Täufers- Matt. 3,10 zurückgeht, mit Bezug auf seine Zuhörer aus Jerusalem und das jüdische Land: Es ist schon die Axt den Bäumen an die Wurzeln gelegt. Darum, welcher Baum nicht gute Früchte bringt, wird abgehauen und ins Feuer geworfen. Die heutige Bedeutung lautet: sich anschicken, einen Misstand zu beseitigen. Im folgenden Beispiel ist die Wendung ironisch. Wenn eine vollbesetzte Passagiermaschine auf gesetzlicher Grundlage abgeschossen werden kann, dann legen Sie die Axt an die Wurzel des Grundgesetzes, nämlich die Menschewürde. (Nr.50/04,S.36) Die Wendung lautet laut Duden, Band 11 (Wörterbuch der deutschen Idiomatik , 2. neu bearbeitete und aktualisierte Auflage, 2002): die Axt an etwas legen. In dem großen Buch der Zitate und Redewendungen, ebenfalls aus der Duden- Redaktion, 2002 findet man die Form: die Axt an die Wurzel legen. Das zeigt die Tendenz in der Phraseologie - Das große Buch der Zitate und Redewendungen führt die Wendung als Phraseologismus, zugleich handelt es sich aber um ein Zitat. Das Wörterbuch der deutschen Idiomatik lässt das Wort die Wurzel weg, es demonstriert die Neigung zur Alternierung, das heißt das Wort Wurzel lässt sich ersetzen, ohne dass es falsch empfunden wird. Obwohl die meisten Muttersprachler die Form des Zitates kennen und verwenden.
Eine andere Überschrift greift das lateinische Zitat duom spiro, spero (ins Deutsche übersetzt) auf: Man hofft, solange man atmet. (Nr. 4/O5, S. 71), das die Auschwitz- Überlebende Anita Lasker- Wallfisch wie Antwort auf die Frage verwendet: „Sie haben also auf der fahrt ins Lager gehofft, dass sie heil herauskommen würden?“
6.2. Expressivität, Anschaulichkeit, Bildhaftigkeit
Ziemlich oft verwenden die Künstler aus der Filmbranche die Verbindung über den roten Teppich laufen. (Nr.5/O5, S. 19). In einer Kritik kam die Alternation mit dem Verb flanieren.
Interessant sind auch expressive Verbindungen wie: Debatte abwürgen (Nr. 5/O5, S. 30).
Es kommen lexikalisierte Phraseologismen wie: Der Sozialdemokratische Partei- und Fraktionschef und der frisch gekürte CDU- Generalsekretär wollten die lebhafte Debatte über eine Reform der Politikerversorgung abwürgen. Erst die Nebenjobs neu regeln, irgendwann die Renten. Er wolle nicht alles in einen Topf werfen. (Nr. 5/05,S.30) Der Phraseologismus hat drei Lesearten, die erste ist wörtlich. Die zweite im Sinne „alles gleich behandeln oder beurteilen, ohne auf die vorhandenen Unterschiede zu achten“ und die dritte „alles durcheinander bringen, verwechseln“. Hier zeigt sich die Vereinfachungsfunktion und Expressivität. Die zweite und dritte Bedeutung stehen sehr nah.
Die Befragten erfinden manchmal Verbindungen, die sich direkt auf die Sprache der Presse beziehen: Das gibt schöne Schlagzeilen und findet den naiven Beifall des Augenblicks, löst aber nicht das Problem. (Nr. 5/O5, S.31). Die Verbindung ist ziemlich negativ und macht darauf aufmerksam, dass die Schlagzeilen Anbiederungsfunktion ausüben.
Weiterhin enthalten Interviews viele kurze Phraseologismen wie auf Dauer, im Nu, rund um die Uhr (Nr.5/05,S.31), vor Ort (Nr.7/05,S.92), (Nr.52/04,S.3),von vornherein (Nr 2/O5,S.48).
Expressive Ausdrücke werden oft eingesetzt: CSU- Landegruppenchef hat zu Jahresbeginn die Teamfähigkeit Ihrer Vorsitzenden Angela Merkel in Frage gestellt. (Nr.5/O5, S.38). Es zeigt sich, dass die Spiegel- Redakteure ziemlich konservativ sind, und diese Version der Form infrage stellen- die im Duden lexikalisiert ist, vorziehen. Der Phraseologismus ist euphemistisch, im Vergleich zum Verb „an jmdm. zweifeln oder etwas anzweifeln“. Dasselbe gilt für die Wendung: infrage kommen: Es kam für ihn nicht in Frage.
Euphemistisch wirkt die Wendung die Hände in den Schoß legen : wir haben gute Konzepte und wir arbeiten derzeit daran, sie noch besser zu vermitteln. Das heißt nicht, dass ich ansonsten die Hände in den Schoß lege. Es gibt auch Themen, die wir deutlich ansprechen müssen. (Nr.5/05, S.38)
Verbindungen wie im Visier der Justiz sein, (Nr.5/05,S.74) sind auch teil phraseologisch, die Komponente Visier, die sonst in den Wendungen wie: das Visier herunterlassen, mit offenem Visier kämpfen oder jndn. ins Visier nehmen, „Visier“ bedeutet in idiomatischer Hinsicht „Augenmerk“ und die Bezeichnung ist sehr anschaulich. Die Komponente Visier kommt als Komponente des Phraseologimus im Sazt: US- Präsident hat bei seiner Inauguration die Verbreitung von Freiheit überall in der Welt angekündigt. Beruhigt es Sie, als Vorposten der Tyrannei ins Visier zu geraten? (Nr.4/05,S.110)
Es kommen auch viele lexikalisierte Wendungen wie: auf seinen Lorbeeren ausruhen: Das Software – Geschäft ist wirklich keines, wo man sich auf seinen Lorbeeren ausruhen kann. (Nr.5/O5, S.74) oder vom Tisch sein : Ist die Übernahme vom Tisch?; (Nr.5,/05, S.76) – erledigt sein/ werden/ werden müssen. Oder: Wir sind gewillt, unseren neuen Einfluss mit aller Konsequenz und verantwortungsgewusst zu nutzen. (Nr. 52/04,S.165)
Die lexikalisierten Phraseogismen befinden sich meisten in Hülle und Fülle in den übersetzten Texten, meistens aus dem Englischen. Es lässt sich schwer beurteilen, ob die Befragten Phraseologismen so reich verwendet haben oder ob der Übersetzer dann einige Aussagen umformulierte und Phraseologismen absichtlich einsetzte. Vor allem bei längeren Gesprächen aus dem Englischen gab es Phaseologismen entweder am Ende der längeren Aussagen oder an der Stelle, wo ein neues Problem angesprochen wurde, damit man die Aufmerksamkeit erregt. Im vierseitigen Interview mit Bill Gates findet man 19 Phraseologismen. Obwohl es sich um eine rein wirtschaftliche Thematik handelt, wirkt der Text sehr lebendig. Es ist unumstritten, dass die Wendungen den Text von der Computersicherheit „aufpeppen“, den Eindruck des unmittelbaren Kontaktes vermitteln, den Laien den Inhalt anschaulich machen.
6.3. Phraseologismen, die ursprünglich innerhalb eines Jargons verwendet wurden
Als Bundeskanzler mit seiner Agenda 2010 plötzlich einen radikalen Umbau propagierte, wurden Gewerkschaften genauso kalt erwischt wie die SPD und die Gesellschaft insgesamt.
( Nr. 7/05,S.92). Die Wendung mit zwei Lesearten bezieht sich auf jemanden, der sich noch nicht richtig auf seinen Gegner eingestellt hat, noch nicht richtig ins Spiel gekommen ist, und dieser wird überrumpelt und geschlagen. Die Wendung erwarb später noch eine andere Bedeutung, die mit der ursprünglichen semantisch zusammenhängt und auch das obige Beispiel betrifft: jemandem überrumpeln und übervorteilen, weil er sich auf dem betreffenden Gebiet nicht auskennt.
Ähnliches geschieht in der Wendung: ein Schlag unter die Gürtellinie- so wird im Boxen der verbotene Schlag bezeichnet, übertragen bedeutet sie eine unfaire Attacke.: Ist das nicht unter Gürtellinie eines Zeugen Jehovas? (Nr. 49/O4,S.207)
In die Spitzengruppe vorpreschen ist eine Verbindung, die im Sportjargon geläufig ist, und die Grenzen des Jargons überschritt: Deutschland ist in die Spitzengruppe der Geberländer vorgeprescht. (Nr.2/O5,S.48)
6.4. Variationen
Die Wendung auf die schiefe Ebene kommen, geraten, lässt sich variieren: Harz IV gibt ihnen das Gefühl, mit einem Bein auf einer schiefer Ebene zu stehen und schnell den Punkt zu erreichen, an dem gesamtes Vermögen in Anspruch genommen wird. (Nr.50/05,S.94). Die Wendung wird erweitert, das Verb gewechselt, um den Eindruck der leichten Unsicherheit zu vermitteln.
Aus dem Bereich der Eisenbahn stammt die Wendung die Weichen für etwas stellen: „etwas anbahnen, und in seiner künftiger Entwicklung mehr oder weniger festlegen“. Der Phraseologismus kann um ein Adjektiv erweitert werden, um die Entwicklung zu spezifizieren: Wir haben die Weichen falsch gestellt.( Nr.49/O4, S.30), gibt die niedersächsische Sozial- und Familienministerin Ursula von Leyen zu.
Die Wendung erste Sahne ist lexikalisiert, Sahnehäubchen nicht, obwohl die Zusammensetzung auch phraseologisch angesehen werden könnte: Die Reklame ist das Sahnehäubchen. Hunderttausende haben schon im Internet über die besten Spots abgestimmt. (Nr. 49/O4,S.207)
Manchmal besteht die Alternation darin, dass die Komponente durch ein anderes synonymes Wort ersetzt wird. Das zeigt sich an der Wendung den Geldhahn abdrehen, zudrehen; Es wäre doch leicht, den Geldhahn zu schließen und so Druck ausüben.
Phraseologismen können erweitert und spezifiziert werden, die Komponenten können verstreut in mehreren Sätzen sein, häufig sind Attributivsätze: Sie warben für einen mentalen Ruck, den sich Politik und Wirtschaft geben müssen. (Nr.3/05, S.30) Aus der Wendung „sich einen Ruck geben“ entsteht durch eine konkrete Einbettung in den Kontext die Variation.
In einem Gespräch mit Schwarzenegger behauptet dieser: Ich würde es lieber sehen, wenn es am Ende von mir heißt: er hat den Saustall ausgemistet. (Nr.52/O4,S.110) Hier bietet sich die Parallele mit der Wendung den Augiasstall ausmisten – eine lange durch Vernachlässigung entstandene große Unordnung mit Mühe beseitigen. Schwarzenegger wollte dasselbe ausdrücken, er bemerkt im Nachhinein: „Ich bin gewählt um aufzuräumen“. Der Übersetzer wollte wohl die ursprüngliche Version treu wiedergeben und hat wörtlich übersetzt, vielleicht auch mit Rücksicht darauf, dass Augiasstall gehoben klingt und in dem sonst sprachlich lockeren Gespräch aus der Reihe tanzen würde.
Interessant ist der Satz: Helmut Kohl wurde im September 1998 abgewählt, noch im Frühjahr desselben Jahres hatten mir viele gesagt, alles sei für ihn bereits gelaufen, wenn er nicht gerade goldene Löffel stehlen würde. (Nr.3/05,S.33) Die kodifizierte Form der Wendung lautet nur silberne Löffel stehlen - sich etwas zuschulden kommen lassen. Das ist nicht überraschend, denn früher gab es in den wohlhabenden Familien wirklich Geschirr und Besteck aus Silber, nicht aus Gold. Eine andere Wendung mit der Komponente Löffel akzeptiert eine lexikalisierte Variation: mit einem silbernen / goldenen Löffel im Mund geboren sein, in diesem Fall lässt sich silbern durch golden ersetzen. Obwohl die Variation goldene Löffel stehlen nicht der Norm- der Nennform entspricht, wird sie kaum als falsch empfunden. Das zeigt, dass die Festigkeit der Phraseologismen in der gesprochenen Sprache nicht hundertprozentig stabil ist (siehe Kapitel 2.3.1. von der Relativierung der Festigkeit).
Wenn es zwei mögliche Variationen zulässig sind, wird in der mündlichen Sprache die kürzere Form bevorzugt. Wenn man jedoch eigene Wertung und Meinung dazu abgibt, wird der Phraseologismus erweitert : Ich habe erwidert, ich hätte im politischen Geschäft schon Pferde kotzen sehen: und sie haben gekotzt, vorher und nachher. (Nr.3/05,S.33) Der Phraseologismus lautet: man hat schon Pferde kotzen sehen, manchmal wird zugefügt und das direkt vor der Apotheke.
Das fast jeder beliebiger Spruch modifizierbar ist, belegt das folgende Beispiel: Sag mir, wo du einkaufst und ich sage dir, wer du bist. (Nr.51/05,S.92)
6.5. Stilebene
Meistens werden umgangssprachliche Wendungen eingesetzt, vor allem Politiker möchten so ihre Reden und Argumente auflockern: Kutschma kann sich offenbat nicht abfinden, dass er das Land nicht mehr im Griff hat. Er versucht am Ruder zu bleiben. Hier spielt die Symbolik eine Rolle, Ruder steht für Macht, für die Möglichkeit etwas zu beherrschen. Die Wendung im Satz: Da macht jemand viel Wind um nichts. (Nr.49/04,S.201) ließe sich durch viel Aufhebens ersetzen, was aber in der gesprochenen Sprache kaum passiert.
Schwarzenegger, der kalifornische Gouverneur sagt: Ausserdem bin ich nicht drauf und dran, mich komplett in einen Politiker zu verwandeln. (Nr.52/04,S.111) - das bedeutet nicht so weit sein, etwas- negatives zu tun.
Der Professor der Geschichte spricht über „Shoppen auf Pump“ (Nr.51/04, S.92) und das Verb sparen ersetz er durch die Wendungen: Der Verbraucher legt auch lieber zur Seite. Wir legen das Geld ja nicht unter die Matratze. (Nr.51/04,S.92)
Der Ton des Satzes kann auch scherzhaft sein, indem man einen Phaseologismus einsetzt: Der Altbundespräsident Roman Herzog bekam die Frage: Heißt dies, dass unsere politische Klasse mit der Realität auf Kriegsfuß steht? (Nr.3/05,S.30) Das Wort „Kriegfuß“ geht auf den gleich bedeutenden französischen Ausdruck „sur le pies guerre“ zurück und ist nur in dieser umgangssprachlich – scherzhaften Wendung gebräuchlich. Herzog antwortet mit einem Phraseologismus, der auch Komponente Fuß enthält: Was in den vergangenen Jahren passiert ist, ist in die richtige Richtung gegangen, hatte aber einen Pferdefuß. (Nr.3/05,S.31) Die umgangssprachliche Wendung stützt sich auf einen alten Volksglauben an Teufel, der einen Pferdefuß hat. „Pferdefuß“ wurde dann zum Symbol für eine Bosheit, für ein Problem. Die Wendung drückt verhüllend etwas Negatives aus. Genau wie im Satz: Angela Merkel hat jetzt Federn lassen müssen. (Nr. 3/05, S.33) Die Wendung bezieht sich in ihrer Bildlichkeit auf das Federwild, das sich aus der Schlinge, Falle befreit und Feder verliert. Die Etymologie des Phrasems ist heute nicht mehr so durchsichtig, es wird aber verwendet, weil die Wörter wie Schaden, Einbußen, Nachteile, Verluste nicht explizit ausgedrückt werden müssen.
Das trifft auf die Wendung sich kein Blatt vor den Mund nehmen zu, die sich auf eine frühere Theatersitte bezieht, der zufolge sich die Schauspieler ein Blatt als eine Maske vor die untere Gesichtspartie hielten, um für ihre Äußerungen später nicht zur Rechenschaft gezogen zu werden. Die heutige umgangssprachliche Bedeutung heißt „offen die Meinung sagen“: Er nimmt sich seit fünf Jahren kein Blatt vor den Mund. (Nr.3/05,S.102), sagt Amir Hohebbian, der als Vordenker der konservativer Pragmatiker bezeichnet wird.
Weil man in Interviews eine stark subjektive Meinung abgibt, sind auch derbe Ausdrücke anzutreffen: Als Zeuge Jehovas muss man den Leuten auf den Sack gehen. (Nr.49/04,S.207) Der Phraseologismus auf den Sack gehen oder fallen drückt das absolute Zum- Last- Fallen. Mit Sack ist hier der Hodensack gemeint. Die Wendung spielt bildhaft auf die besondere Empfindlichkeit dieses Körperteiles an. Es ist hervorstechend, dass einige Ausgangsbereiche für den idiomatischen Ausdruck von Angst ausschlaggebend sind. Eine wichtige Rolle spielen dabei die extremen körperlichen Empfindungen. Starke Emotionen drücken Idiome aus, die in der wörtlichen Leseart körperliche Empfindungen bezeichnen. Alle Phraseologismen, die einen Körperteil als Komponente beinhalten, wurden ursprünglich Somatismen genannt. Die metaphorischen Idiome, die Emotionen bezeichen, bilden eine Teilmenge der Somatismen. Es gibt nämlich auch Somatismen mit ganz anderen Bedeutungen wie jmdm. in die Hände fallen, auf großem Fuße leben.
Es kommen aber laut Duden 11 auch gehobene Ausdrücke zum Einsatz: Wir Iraner haben bewiesen , dass wir uns nie in die Knie zwingen lassen. (Nr.4/05,S.110)
6.6. Anspielungen auf die literarische Werke, künstlerische Werke
Die Wendung die Büchse der Pandora im Satz : Der Irak ist seit 1500 Jahren ein Hort der Unruhe, Amerika hat sich das schwierigste aller arabischen Länder ausgesucht und eine Büchse Pandora aufgemacht. (Nr.5/05,S.100). Nach der griechischen Sage, wie sie Hesiod überliefert, soll Zeus die Strafe für den Raub des Feuers durch Prometheus , der Menschheit Pandora mit einem Gefäß geschickt haben, das alle Übel der Welt enthielt. Die Wendung gehört der Bildungssprache an.
Der FDP- Parteichef Westerwelle spricht über innere Liberalität und Bürgerechte und sucht den Vergleich (eine Parallele): Heute gibt es Gefahren, die Orwell nicht ahnen konnte, als er 1984 geschrieben hat (Nr.50/04,S.36). Sein Kollege CSU- Innenminister kontert und bildet die Verbindung: die Orwellschen Verhältnisse, die als Phraseologismus Fuß fassen könnte, wenn sie sich allgemein einbürgert. Sie übertreiben maßlos. Wir wollen keine Orwellschen Verhältnisse.
Ohne Zitate aus der Bibel kann man freilich nicht auskommen: Die Idee der Gewalteinteilung kann man zurückführen auf die Maxime:Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott , was Gottes ist. (Nr.52/04,S.32)
Anspielungen auf literarische Werke sind produktiv, wenn etwas salopp verhüllend ausgedrückt werden soll: Präsident Herzog sagt: Man sollte bisweilen wirklich nur bis zu einem bestimmten Grad auf die so genannten Fachleute hören, die alles bis ins kleinste differenzieren wollen und dabei alles fürchterlich kompliziert machen. Da muss ich natürlich in diesen Räumen, in denen Götz von Berlichingen geboren ist, auf dessen berühmtes Zitat hinweisen. (Nr.3/05,S.31) Das bekannte Götzzitat aus dem Goetheschen Theaterstück dürfte allgemein bekannt sein, trotzdem erklärt der Journalist gleich die Bedeutung: Mit dem Satz; Er kann mich am Arsche lecken, hat Goethe den Ritter unsterblich gemacht. Das belegt die These, dass Phraseologismen, die einer Erklärung bedürfen könnten - also auf den ersten Blick undurchsichtig sind - wie das berühmte Zitat von Götz von Berlichingen, werden in der Presse gleich geklärt. Herzog wurde vom Redakteur unterbrochen, die Wendung wurde geklärt, erst dann kommt Herzog wieder zu Wort.
Eine direkte Paraphrasierung nimmt Roman Herzog vor. Auf die Frage: „ Werden Sie sich in den nächsten Bundestagswahlkampf einmischen?“, antwortet er: „Ich halte es mit Friedrich Schiller: Er stand auf seines Daches Zinnen, er schaute mit vergnügten Sinnen.“ (Nr.3/05,S.33) Mit dieser ersten Strophe aus dem Gedicht von Friedrich Schiller „Der Ring des Polykrates.“ Ein Gedicht über die mächtigste und blühendste geschichtliche Phase der Insel Samos. Das Zitieren der Passagen aus den Werken der klassischen Autoren belegt gewisse Sprachgewandtheit und gute Ausbildung, wenn man Zitate in hohem Ausmaβ benutzt, kann es als manieriert oder gehoben empfunden werden.