Автор работы: Пользователь скрыл имя, 03 Мая 2013 в 17:56, дипломная работа
In meiner Diplomarbeit werde ich mich mit der Form und dem Gebrauch von Phraseologismen in bestimmten Textsorten der Zeitschrift „Der Spiegel“ beschäftigen.
Ich werde Platzierung, Bedeutung, mögliche Variationen und Modifikation, Kontaminationen der Phraseologismen analysieren. Anschließend werde ich auf die Funktionen der Phraseme im Text eingehen, die typischen Merkmale der Phraseme und die Auswirkung auf den Text werden auch näher betrachtet. Ich arbeite mit der Zeitschrift „ Der Spiegel“, weil die Qualität der Texte unbestritten ist.
Inhalt:
1 Einführung …………………………………………...7
1.1. Grundbegriffe und Hauptprobleme …………………………………………7
1.2. Sprache der Massenmedien ………………………………………… 9
1.3. Textsorten und Textklassen …………………………………………10
2 Einführung in die Phraseologie ………………………………………….16
2.1. Unterschiede im Bezug auf Phraseologismen………………………………17
2.2 Merkmale der Phraseologismen …………………………………………..20
2.3. Relativierung der Festigkeit …………………………………………..21
2.4. Semantische Idiomatizität ………………………………………….25
3 Klassifikation der Phraseologismen und Terminologie …………………….26
3.1. Semantische Klassifikation ……………………………………………….26
3.2. Syntaktische Klassifikation………………………………………………...30
3.3. Spezielle Klassen .. ………………………………………………………30
3.4. Kollokationen ……………………………………………………………..33
4 Leserbriefe ………………………………………………………………….34
4.1. Form der Phraseologismen ……………………………………………….35
4.2. Expressivität und Anschaulichkeit der Phraseologismen ………………...36
4.3. Sprichwörter ………………………………………………………………37
4.4. Die Kommunikativen Ebenen des Phrasemsgebrauchs …………………..37
4.5. Emotiomal- wertende Konnotation, Metaphern…………………………..38
4.6. Variationen, Modifikationen, neue Phraseologismen …………………….39
4.7. Paarformeln ……………………………………………………………….41
4.8. Vergleiche…………………………………………………………………42
4.9. Eigennamen………………………………………………………………. 42
4.10. Kollokationen und Funktionsverbgefüge ………………………………..43
4.11. Zusammenfassung ……………………………………………………….44
5. Kommentar ………………………………………………………………….45
Vor allem Schlagzeilen in der Presse werden sehr häufig aus einem Phraseologismus gebildet, weil sie die Aufmerksamkeit erregen. In Frage kommen vor allem metaphorische Idiome und Sprichwörter, wenn sie eine anschauliche Situation hervorrufen, ohne dass deren wörtliche Bedeutung näher bestimmt wäre.
5.2.1. Phraseologismen in Schlagzeilen der Kommentare
Manchmal kann nur eine phraseologische Komponente in der Schlagzeile vorkommen: in der Rubrik Gesellschaft findet man die Schlagzeile .Patriotische Bauchschmerzen (Nr. 49/04,S.184) , Bauchschmerzen aus der Wendung Bauchschmerzen verursachen, deuten auf hin, dass es im Artikel auf ein heikles Problem eingegangen wird, das Schwierigkeiten bereitet und direkt mit dem Patriotismus zusammenhängt, unter dem dreizeiligen Vorspann steht ein großes Bild die sog. Bisky- Gemälde mit dem Slogan: Kein Sturm hält uns zurück, auf dem zwei blonde Jungen mit den gehobenen rechten Händen abgebildet sind. Das Bild untermalt die Schlagzeile, aus der Kombination der bildlichen Komponente und dem einschlägigen Bild geht hervor, was die Schwierigkeiten bereitet.
Ein ähnlicher Fall stellt die Schlagzeile Kalte Dusche (Nr. 51/04, S.114) dar. Die Verbindung Kalte Dusche ist eine lexikalische Komponente der Wendung eine kalte Dusche sein, wie eine kalte Dusche wirken. Den Kontext für den Phraseologismus liefert der Vorspann: Trotzig behaupten Brüssels Kommissare, die Ukraine sei unverdaulich für die Europäische Union, ganz im Gegensatz zur Türkei. Experten sehen das längst anders. Man könnte einen anderen- nicht phraseologischen Titel wählen z. B. große Enttäuschung, große Ernüchterung. Diese Überschrift ist aber sehr negativ und hat im Vergleich von der kalten Dusche keine Konnotationen, lässt dem Leser nichts offen.
5.2.2. Modifizierte Geflügelte Worte
In der Überschrift kann man auch geflügelten Worten begegnen, manchmal sind sie sogar modifiziert. Besonders produktiv, waren die Journalisten bei dem attraktiven Thema Kuckuckskinder – siehe Kapitel 4.7. Der Titel Seins oder nicht seins (Nr. 4/05, S. 40) spielt eindeutig mit dem Zitat aus Shakespeares Hamlet sein oder nicht sein, das ist die Frage. Also die ernsthafte Frage nach dem Sinn der Existenz des Menschen. Neben dem Titel das große Abbild einer Laborantin im weißen Kittel, die vom Schnuller eine Probe abnimmt, auf dem Tisch liegt ein Spielzeug in der Plastiktüte. Unten das kleinere Bild von einer Familie, der Vater hält in den Armen ein Kind. Die modifizierten geflügelten Worte bringen klipp und klar zum Ausdruck dass es im Text um ein Thema geht, das von jemandes Existenz handelt und das Possessivpronomen betont ,dass es etwas ist, was einem Mann gehört- der Bezug zum Familienfoto unten. Das Laborbild lässt keine Zweifel aufkommen, dass es sich um den Vaterschaftstest handelt.
Der Slogan Wir sind das Volk hat sich als Motto der Massenproteste gegen die Berliner Mauer eingebürgert. Der Kommentar über die Leipziger Anti- Harz IV- Protest heißt: Wir waren das Volk (Nr. 2/05,S.79). Der springende Punkt, auf den der Autor hinaus will, ist die Feststellung, dass: Die wenigen Leipziger Demonstranten sind keine Vorkämpfer sozialer Reformen sondern, sie sind zurückgeblieben und rufen nach alten Sicherheiten, während der Rest Deutschlands weitergezogen ist und sich damit abgefunden hat. Also von einem einheitlichen Volk kann nicht die Rede sein, wie der Titel andeutet.
5.2.3. Die Routineformel
Aus der englischen Routineformel Shit happens wird im Titel des Kommentars über die Medien und TV Show der Titel Schmidt happens (Nr. 52/05, S. 92), darunter ein Foto von Entertainers Harald Schmidt, der eine triumphale Geste zeigt, mit den gehobenen Armen sieht er als Erlöser aus, was auch kommentiert wird: Heiland Harald- reloaded- Jesus Schmidt Superstar . die Überschrift gibt eine negative Wertung ab, der Vorspann erklärt, warum - Harald Schmidt kehrt in die ARD zurück. Der Fernseh- Großverdiener kann in seiner alten und neuen öffentlich- rechtlichen Heimat nun machen, was er will- und bekommt dafür sehr viel Geld und Rechte eingeräumt. Der Kommentar fragt ziemlich sarkastisch und bissig , warum so viel Geld der Sender für eine Late- Night- Show ausgegeben werden muss. Durch den Artikel zieht sich , in Bezug auf das Foto, wie ein roter Faden Metaphorik aus dem Gebiet der Religion - Gral der Gebührengelder, Glaube versetzt Zwerge statt Berge ist eine ironische phraseologische Anspielung auf Schmidt, denn nach der Meinung des Journalisten sind Schmidts Fans minimalistisch und der Minimalismus für Schmidt billig.
5.2.4. Anspielungen auf literarische Werke, Filme
Anspielungen auf literarische Werke oder ihre Modifikationen sind auch in den Überschriften anzutreffen: der politische Kommentar trägt den Titel Warten auf Piraten (Nr. 52/04, S.48), dahinter steckt der Name des Werkes von Samuel Beckett, ein Paradebeispiel des absurden Theaters, das für das vergebliche Warten steht. Genauso absurd ist die Existenz von dem Hamburger Seegerichtshof- die Weltinstitution, die leider keine Fälle zu lösen hat.
Der Titel des politischen Kommentars Der lange Herbst des Despoten (Nr. 50/04, S.122), der die politische Situation in der Ukraine hinsichtlich des Abschieds des Ministerpräsidenten Janukowitsch beschreibt, assoziiert das Buch von Gabriel García Marquéz Der Herbst des Patriarchen. Die Hauptfigur ist ein alternder Patriarch eines nicht weiter bestimmten Karibikstaates, der Attribute mehrerer wirklicher "Caudillos" der lateinamerikanischen Geschichte enthält. Die Naturgesetze scheinen für ihn aufgehoben zu sein, und viele seiner Untertanen glauben schon nicht mehr an seinen Tod, nachdem er diesen schon so oft vorgetäuscht hat, um am dritten Tage wieder aufzuerstehen und sich grausam an denen zu rächen, die sein Ableben mit Freude gefeiert haben. Die Parallele mit Wiktor Janukowitsch ist klar, weil es in der Ukradne zu einer Manipulierung der Wahlen kam, konnte er nicht in die hohe Politik zurückkehren und es wurden neue Wahlen ausgeschrieben. Der Vergleich des pro russischen ehemaligen korrupten Ministerpräsidenten Janukowitsch mit dem Despoten, ist klar und einleuchtend.
Ein anderer politischer Kommentar mit dem Titel Diener zweier Herren (Nr. 3/05, S. 22) nimmt deutsche Parlamentarier und ihre häufigen Nebenjobs unter die Lupe. Das Werk vom italienischen Komödiendichter Carlo Goldoni - Der Diener zweier Herren (1745) inspirierte nicht nur viele Schriftsteller zur neuen Verarbeitung des Themas, sondern auch die Spiegel- Redakteure. Die mit diesem Werk mitschwingende These, dass es nur kaum möglich ist mehreren Leuten zu dienen, ohne in den Interessenkonflikt zu geraten, trifft perfekt auf die Situation in der Politik. Der Vergleich der Politiker mit den Dienern kann auch motiviert sein. Das Wort Minister stammt aus dem lateinischen Wort „minister“ - Gehilfe, Diener , das im Lateinischen aus dem Adjektiv minor- klein entstanden ist. Erst im 15. Jahrhundert kam es zur Bedeutungsverschiebung zum Mitglied einer Regierung.
Der politische Kommentar über Russland heißt Feind vor der Tür (Nr.52/04, S. 100). Die wörtliche Übersetzung des Namens eines Kriegsdramas aus dem Jahre 2001 Enemy at the gates: Im Winter 1942 kommt es in Stalingrad zum entscheidenden Aufeinandertreffen der Deutschen Wehrmacht und der Roten Armee. Der russische Scharfschütze Vassili Zaitsev wird von der Propagandamaschine zum Helden gemacht und wird zum Vorbild der ganzen Armee. Die Deutschen erkennen die Gefahr und schicken ihren Meisterschützen Major König, um den Vassili zur Strecke zu bringen. Die Männer werden zu Rivallen. Das Hauptthema ist die Propaganda und Entstehung des Heldenmythus in Russland und der Machtkampf. Der Staatsoberhaupt Russlands Putin, der im Artikel als Moskaus Mussolini bezeichnet wird, ist für den Journalisten also der Feind , diesmal aber der Feind des eigenen Staates, bzw. der Feind vor der Tür Russlands , der „die Allmacht des Kreml allmählich zementiert.“ Es bietet sich zugleich eine Parallele mit dem Spruch: Hannibal ante Portas.
Der Werbeslogan von Saturn Haus Geiz ist geil (siehe der Punkt 4.6.) bürgerte sich sehr schnell ein und wurde zum Symbol des billigen Einkaufens, bald hat der Spruch auch in der Presse Fuß gefasst und wurde immer wieder aufgegriffen und variiert - wie folgende Schlagzeile zeigt: Geiz macht arm. Ist Deutschland auf dem Weg in die Billig- Gesellschaft? (Nr.51/05, S.80). Ein anderer Artikel wählt bezüglich desselben Themas den Titel Das Land der Schnäppchen, hier bietet sich die Analogie zur Bezeichnung – das Land der unbegrenzten Möglichkeiten, die oft im „Spiegel“ verwendet wird.
In einem Kommentar von der sexuellen Befreiung findet man den Titel Die Sex und City- Generation (Nr.7/05, S.156): also die Generation, die die amerikanische Serie Sex and the City ansieht und damit die lockere Einstellung zum Sex billigt und den offenen Dialog über Sex dem Stillschweigen vorzieht. Es ist fraglich, ob sich dieser ad hoc Begriff als Phraseologismus einbürgt oder nicht. Als der Begriff gläserne Abgeordnete erfunden wurde, war es eine ad hoc Verbindung, die nur zu diesem Zweck zu gebrauchen war. Zwei Wochen später, als das Bankgeheimnis in Deutschland fiel, schrieb man in Schlagzeilen gleich von gläsernen Konten.
Es lässt sich feststellen, dass in phraseologischer Hinsicht bei den Schlagzeilen der politischen Kommentare Anspielungen auf verschiene kulturelle Werke überwiegen, die manchmal modifiziert sind, während bei anderen Kommentaren eher bildliche Phraseologismen zum Einsatz kommen, die mit einem großem Bild, bzw. mit einem großen Foto einhergehen, um den Phraseologismus in den Kontext einzubetten- die Information zum Kontext kann man einfach dem Foto entnehmen. Bei den politischen Kommentaren lässt sich den Phraseologismen in den Titeln Wertungs- und Unschärfefunktion zuordnen, während bei Kommentaren anderen Typs mit bildlichen Phraseologismen eher Anbiederungsfunktion überwiegt. Dass die Schlagzeile ausschlaggebend ist und entscheidet , ob der Leser dem Text überhaupt Aufmerksamkeit widmet, steht fest: Schlagzeilen- patriotische Bauchschmerzen, Seins oder nicht seins, Wir waren das Volk, Schmidt happens, Warten auf Piraten, Der lange Herbst des Despoten, Diener zweier Herren, Feind vor der Tür sind originell. Auch die Schlagzeile Phantom im Po (Nr.51/05), die den populär- wissenschaftlichen Kommentar einleitet, weckt Interesse, es ist jedoch ein Artikel, der das Problem mit Hämorrhoiden erläutert. Weil es im „ Spiegel“ so viele Artikel gibt, ist es fast für den durchschnittlichen Leser unmöglich alle durchzulesen. Viele Leser richten sich bei der Wahl der Textes danach, was sie am meisten interessiert – Politik, Kultur, Wirtschaft, Gesellschaft - Der Spiegel bietet eine bunte Mischung von Texten aus vielen unterschiedlichen Bereichen. Deshalb ist die richtige Wahl von Schlagzeilen ausschlaggebend, um potentielle Leser, die sich für das Thema nicht besonders interessieren, anzulocken. Deshalb steht die Schlagzeile meistens in Verbindung mit einem großen Bild. Der heutige Mensch muss jeden Tag so viele Signale, Bilder, Texte wahrnehmen, dass die Ansprüche an die Originalität kontinuierlich steigen und Visualisierung der Themen ausschlaggebend ist.
5.2.5. Phraseologismus und seine Einbettung in einen konkreten Kontext
Bei vielen Schlagzeilen erfolgt die Einbettung des Phraseologismus durch ein anschauliches Bild oder ein Foto. Das ist wichtig für das Fesseln der Aufmerksamkeit, es wird manches angedeutet, aber nicht explizit ausgedrückt - dem Leser wird ein Rätsel aufgegeben, damit er sich angesprochen fühlt, doch die Lösung – faktisch- wörtliche Formulierung, darf nicht lange auf sich warten lassen- fast immer erfolgt es in der Unterzeile oder im Vorspann, sonst könnte der Leser das Interesse verlieren.
In der Rubrik Wissenschaft gibt es den folgenden Kommentar: Frackträger vom anderen Ufer. (Nr. 7/05, S. 187). Die Erläuterung findet man gleich im Vorspann: Sind sie schwul? Oder irregeleitet? Im Zoo von Bremerhaven leben Pinguinmännchen als Pärchen und bebrüten sogar Steine. Der Phraseologismus vom anderen Ufer sein wird gleich im Nachhinein erklärt. Es wird meistens so vorgegangen, dass der Phraseologismus erklärt wird, die Erklärung kann verschiedenartig vorgenommen werden. Der Journalist stellt die Frage: „sind sie schwul?“ und erklärt dadurch den Phraseologismus. Vor allem, wenn der Journalist einen sehr metaphorischen und phraseologisch ausgeprägten Stil verwendet, und viel mit Phraseologismen arbeitet, die mehrere Lesearten haben, fügt er hauptsächlich bei Kommentaren eine Erläuterung hinzu. „ Der Spiegel“ ist die Zeitschrift für die breite Öffentlichkeit, es kann nicht angenommen werden, dass jeder Leser mit den metaphorischen Bezeichnungen gut vertraut ist oder alle intertextuelle Anspielungen richtig begreift.
5.2.6. Platzierung des Phraseologismus im Text
Wenn der Phraseologismus im Text steht, wird ähnlich vorgegangen: Eine charakteristische Technik wird dadurch ausgezeichnet, dass „der Phraseologismus einem wörtlichen Ausdruck als Quasi- Synonym zur Seite gestellt wird, oder als Antonym einem wörtlichen Ausdruck gegenübergestellt wird“ (Greciano,1983,1987) . Im „Spiegel“ wird genauso vorgegangen, als wäre es eine Regel, eine bewährte Technik: „Einerseits vermittelt der Phraseologimus eine durch Metaphorik , oder andere rhetorische Figuren intensivierte Formulierung des vorher oder nachher wörtlich Gesagten, anderseits garantiert die wörtliche Formulierung das faktische Verständnis der Situation.“ (Burger 2003, 150)
Noch hat das Intrigieren - das Ränkeschmieden und Gerüchtestreuen nicht begonnen. (Nr.7/05, S.123)
Das Beispiel demonstriert die charakteristische Vorgansweise: das Wort das Ränkeschmieden ist die intensivierte Formulierung des vorher gebrauchten Wortes das Intrigieren.
Bekannt ist die sog. drei B- Regel, Behauptung, Begründung, Beispiel, auf die sich die Journalisten stützen. Das heißt, dass alles absolut klar seine sollte, der Leser darf nicht den Eindruck haben, dass ihm eine wichtige Information entgangen ist, und nicht alle Leser können zwischen den Zeilen lesen oder die Konnotationen kennen. Deswegen hat sich diese Technik im Umgang mit den Phraseologismen entwickelt.
Demgegenüber wird diese Technik bei Kollokationen nicht eingesetzt, weil es für das Verständnis nicht nötig ist.
Wenn die Frequenz der Phraseologismen außerhalb der Schlagzeilen berücksichtigt wird, kommen in jedem zweiseitigen Kommentar im Schnitt vier oder fünf Phraseologismen vor, wenn man referentielle Phraseologismen nicht beachtet. Das ist nicht viel, man muss aber in Betracht ziehen, dass der Gebrauch immer gezielt und durchdacht sein sollte. Jeder Phraseologismus hat spezielle Wirkungsmöglichkeiten zur Unterstützung der Intention des Senders- die sog. pragmatische Funktion. In den Kommentaren waren folgende Funktionen zu finden:
Negative Bewertung :
Auf der Fußmatte mit zwei Enten putzte sich auch Gerhard Lech bis vor kurzem die Schuhe ab, wenn er nach Hause kam, von seinen Reisen nach Dubai oder Südafrika, und teilt man den Verdacht der Bundesanwaltschaft, dann hatte er nach solchen Reisen immer besonders viel Dreck am Stecken. Die Hervorhebung der negativen Einstellung gegenüber dem Schmuggler des europäischen Urananreicherungsprogramm erfolgt durch Erweiterung des Phrasems um das Wort besonders.
Negativ konnotiert ist auch das folgende Beispiel: Das Problem von Gießen und Marburg bestehe darin,, dass dort zu viele unterschiedlich schwere Fälle über den gleichen, teuren Kamm geschert würden. (Nr.7/05,S.184) Der Phraseologismus etwas über einen Kamm scheren: alles gleich behandeln und dabei wichtige Unterschiede nicht beachten, wird um zwei Adjektive gleich und teuer erweitert und dadurch erhielt die Wendung den Beigeschmack der persönlichen Wertung.
5.3.3.2.Die ironische Distanzierung oder scherzhafte Einstellung
Im Artikel Warten auf Piraten (Nr.52/04, S.48) spielt der Autor mit der Symbolik Wasser contra Trockenheit und ist sehr ironisch. Im zweiten Abschnitt des Artikels steht: Hamburg- Nienstedten, Am Internationalen Seegerichtshof: Dolliver Nelson, oberster Wächter über Weltmeere, sitzt auf dem Trockenen. Im vorletzten Abschnitt kann man lesen: Die Hoffnungen des Gerichtspräsidenten Nelson ruhen auf dem Meeresboden. (Nr. 7/05,S.48)
Sehr oft kommt Ironie mittels der Konstruktionen zustande, die als veraltet oder veraltend bezeichnet werden können. Das betrifft auch früher gehobene Konstruktionen: wie z.B. seinen Geist aufgeben. Früher bezog sich die Konstruktion auf lebendige Wesen, heutzutage auf Gegenstände, die nicht mehr funktionieren.
Scherzhaft wirkt im folgenden Satz die variierte Wendung: jmdm. in den Schoß fallen. In der Oberstufe wählte er Mathe als Leistungsfach, schließlich waren ihm die Lösungen immer auf den Schoß gesprungen. (Nr.52/04, S.55) Der Sinn, dass jemand etwas mühelos erwirbt, bleib auch in der modifizierten Form erhalten.
Ironie ist auch im folgenden Satz zu verzeichnen: Es gibt ein Foto, das Gerhard Schröder mit der Adoptivtochter Viktoria auf den Schultern zeigt. Durch sein Berliner Amt weht der gute Geist aus Reihenhaus in Hannover (Nr.7/05, S.42). Der Satz deutet manches an, aber gleich kommt die Erklärung- siehe den Punkt. Doris Schröder- Köpf so etwas wie heimliche Superministerin dieses Kanzlers. Der Begriff „der gute Geist“ hat auch positive Konnotationen und ist zugleich ziemlich gehoben. Gehobene Phraseologismen eignen sich sehr gut für ironische Formulierungen, wie die oben angeführten Beispiele belegen.
In Wirklichkeit habe Nordkorea die Welt hinters Licht geführt und unter Deckmantel der Kooperation sein Atombombenprogramm ausgebaut. (Nr. 7/05, S.112)
Obwohl die Wendung negative Konnotation hat, enthält sie keine einzige Komponente, bei der eine negative Bedeutung mitschwingt.
Dieselbe Technik macht sich in den folgenden Sätzen bemerkbar: Bei der HypoVereinsbank kamen die Angelsachsen allerdings nicht zum Zug. (Nr.52/04,S.70) Verhüllend wird zum Ausdruck gebracht , dass die Angelsachsen nicht entscheidend aktiv werden konnten.
Das böse Wort von Putin als Moskaus Mussolini,das Jimmy Carters einstiger Sicherheitsberater wählte, findet in Russland wenig Widerhall. (Nr. 52/04 , S.100). Statt dessen könnte man natürlich sagen, dass das böse Wort ausser acht gelassen wurde.
Fridman soll den Geschäftsinteressen des Kommunikationsministers in die Quere gekommen sein. (Nr. 52/05,S.102) Die Quere ist an sich auf keinen Fall negative Komponente. Der umgangssprachliche Phraseologismus hat zwei mögliche Deutungen, nur eine davon hat negative Konnotation - sich für jmdn. als Hindernis, Behinderung erweisen, diese Bedeutung trifft auf den oben angeführten Satz zu. Die zweite Deutung heißt: jndm. zufällig begegnen, in den Weg geraten. Die Phraseologismen mit zwei Lesearten sind ziemlich häufig, vor allem, wenn der Journalist euphemistische Wirkung erzielen will.
Dass die zweifelnden Väter eine ähnliche Tortur hinter sich bringen müssen, wie Frauen vor einem Schwangerschaftsabbruch, nimmt er in Kauf. Männern , sagt der Papa Lobbyst geht eine solche Situation sehr an die Nieren. (Nr. 7/05, S.54) – so lautet der letzte Satz des Artikels In dubio pro Papa. Heutzutage ist die Wendung nicht mehr so transparent. Früher galten die Nieren als Sitz der Gemütsbewegungen und allgemein als Sitz der Lebenskraft.
Unermüdlich versucht Erbfolger Kim, in die Fußstapfen des legendären Vaters zu treten. (Nr.7/O5,S.110) Die Wendung mit der Bedeutung jemandens Vorbild folgen findet oft Anwendung.
Manchmal werden auch Phraseologismen verwendet, die früher einen anderen kommunikativen Gebrauch hatten als heutzutage: Wir werden jeden zur Strecke bringen, der an diesem nuklearen Schwarzmarkgeschäft beteiligt ist, hat der Präsident Bush versprochen. (Nr.7/O5, S. 114). Die Wendung mit zwei Lesearten: jndn. in einen wehrlosen Zustand bringen oder jndn. scheitern, ruinieren lassen. Die Wendung stammt aus der Jägersprache. Mit „Strecke“ bezeichnet der Jäger die nach Jagd am Sammelplatz auf dem Boden aufgereihten erlegten Tiere.
Den folgenden Beispielsätzen lässt sich entnehmen, dass die euphemistische Wirkung der Phraseologismen vor allem in den politischen oder wirtschaftlichen Kommentaren zur Geltung kommt. Dies ist typisch auch für die Reden, die Politiker halten, oder für offizielle Stellungnahmen der Politiker, wie es die oben erwähnte Behauptung von dem USA- Präsidenten Busch belegt. An der übermäßigen Verwendung von Phraseologismen in diesem Typ der Kommentare übte Koller Kritik, die Aussagen, die in Phraseologismen verhüllt waren, kamen ihm sehr wolkig und unpräzis vor.
5.3.3.4 Anschaulichkeit der Phraseologismus kann die Wertung bestimmter Merkmale der beschriebenen Erscheinung verdeutlichen und auch Denkanstöße hervorrufen.
Am Ende war sein alter Chef, der den Daumen über ihn gesenkt hatte. (Nr.7/05,S.24) Bei dieser Wendung handelt es sich vermutlich um eine Lehnübersetzung von engl. to give the thumbs down. Die anschauliche Geste ist auf das Gladiatorenkämpfen im alten Rom zurückzuführen, wo sie das Zeichen war, mit dem die Zuschauer einen besiegten Gladiatoren zu Tode verurteilten.
Wer sonst sollte seinen Kopf dafür hinhalten, dass das Auswärtige Amt viel zu lange schwere Versäumnisse in der Visa- Politik geduldet hatte. (Nr.7/05, S.24) Die Bildlichkeit und Anschaulichkeit bezieht sich auf die Hinrichtung durch Enthauptung.
Breaking news. Der Prince Of Wales kriegt seine Camilla. Die kennen sich gerade erst 35 Jahre, und soll alles hopp, hopp gehen und schon am 8. April die Ringe getauscht ? (Nr.7/05,S.174)
Da waren die Menschen gegen ihren Kanzler auf die Straße gezogen, weil seine Politik ihre Existenz bedrohte, weil sie nicht auf, sondern gegen die Bedürfnisse der Menschen gerichtet schien. (Nr. 7/O5, S.40) Die Variation des Phraseologismus auf die Straße gehen, also demonstrieren, sich zu einer Demonstration versammeln. Meiner Meinung nach hat der Autor die Variation benutzt, weil er den Phraseologismus mit einer Leseart verwenden wollte- der Anschaulichkeit halber. Die Wendung „ auf die Straße gehen“ hat nämlich zwei Lesearten- die erste bezieht sich auf das Demonstrieren, die zweite bezeichnet die Tatsache, dass jemand der Prostitution nachgeht. Anderseits lässt sich die Ersetzung vom Verb „ gehen“ durch „ziehen“ damit begründen, dass „ziehen“ semantisch gesehen stärkere Konnotation mit der Demonstration aufweist- z. B. im Sinne von Menschenzug.