Einführung in die Phraseologie

Автор работы: Пользователь скрыл имя, 03 Мая 2013 в 17:56, дипломная работа

Краткое описание

In meiner Diplomarbeit werde ich mich mit der Form und dem Gebrauch von Phraseologismen in bestimmten Textsorten der Zeitschrift „Der Spiegel“ beschäftigen.
Ich werde Platzierung, Bedeutung, mögliche Variationen und Modifikation, Kontaminationen der Phraseologismen analysieren. Anschließend werde ich auf die Funktionen der Phraseme im Text eingehen, die typischen Merkmale der Phraseme und die Auswirkung auf den Text werden auch näher betrachtet. Ich arbeite mit der Zeitschrift „ Der Spiegel“, weil die Qualität der Texte unbestritten ist.

Содержание

Inhalt:
1 Einführung …………………………………………...7
1.1. Grundbegriffe und Hauptprobleme …………………………………………7
1.2. Sprache der Massenmedien ………………………………………… 9
1.3. Textsorten und Textklassen …………………………………………10
2 Einführung in die Phraseologie ………………………………………….16
2.1. Unterschiede im Bezug auf Phraseologismen………………………………17
2.2 Merkmale der Phraseologismen …………………………………………..20
2.3. Relativierung der Festigkeit …………………………………………..21
2.4. Semantische Idiomatizität ………………………………………….25
3 Klassifikation der Phraseologismen und Terminologie …………………….26
3.1. Semantische Klassifikation ……………………………………………….26
3.2. Syntaktische Klassifikation………………………………………………...30
3.3. Spezielle Klassen .. ………………………………………………………30
3.4. Kollokationen ……………………………………………………………..33
4 Leserbriefe ………………………………………………………………….34
4.1. Form der Phraseologismen ……………………………………………….35
4.2. Expressivität und Anschaulichkeit der Phraseologismen ………………...36
4.3. Sprichwörter ………………………………………………………………37
4.4. Die Kommunikativen Ebenen des Phrasemsgebrauchs …………………..37
4.5. Emotiomal- wertende Konnotation, Metaphern…………………………..38
4.6. Variationen, Modifikationen, neue Phraseologismen …………………….39
4.7. Paarformeln ……………………………………………………………….41
4.8. Vergleiche…………………………………………………………………42
4.9. Eigennamen………………………………………………………………. 42
4.10. Kollokationen und Funktionsverbgefüge ………………………………..43
4.11. Zusammenfassung ……………………………………………………….44
5. Kommentar ………………………………………………………………….45

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Auch bekannte Lieder sind gute Quelle für das Zitieren. EU- Kommissionspräsident  José Manuel Barroso antwortet auf die Frage:  Fragen Sie sich nicht nach: José, hast du nicht einen großen Fehler gemacht, das schöne Lissabon gegen Brüssel einzutauschen? Je ne regrette rien, singt Edith Piaf. (Nr.4/05,S.119). Der  Refrain des bekannten Songs wird ab und zu verwendet. Das zeigt, dass auch  Texte der Lieder das Potential haben zu geflügelten Worten zu werden. Bei den Teenagern geschieht das ziemlich oft, dass sie bei der Kommunikation Teile der Musiktexte verwenden.

 

 

6.7. Vergleiche

 

Es kommen traditionelle lexikalisierte Phraseme wie Faust aufs Auge passen, aber  zugleich auch ungewöhnliche: überstülpen wie einen neuen Hut vor.

 

 

6.8. Metaphern

 

Burger erwähnt (2003,16), dass Verbindungen wie „sich die Zähne putzen“, auch teilidiomatisch  sind, weil sich genau diese Verbindung vom Substantiv und vom Verb eingebürgert hat. Jede Abweichung von dieser Verbindung wird als seltsam empfunden, wenn sie nicht absichtlich vorgenommen wird. In den Interviews kommen diese ungewöhnlichen Verbindungen vor, meistens sind sie expressiver und natürlich origineller, die Verbindungen liegen an der Grenze zu Metapher:

 

„Kompromisse schmieden“: Da müssen wir Kompromisse schmieden. (Nr.49/04,S.30) statt Kompromisse eingehen.

„Es hagelt Kritik“ statt man „übt Kritik“: Die Viva- Mitarbeiter rufen zu Demos auf, Medienpolitiker fühlen sich getäuscht, in der Presse hagelt es Kritik. (Nr. 50/04,S. 112)

„Problem knacken“ statt „lösen“:  Damals habe ich nachts von dem Problem, das ich knacken wollte, geträumt. (Nr.50/04, S.191)

„Ein Thema abhaken“ statt „beenden“: Für mich ist dieses Thema abgehackt. (Nr.2/05, S.136)

 

6.9. Zusammenfassung

 

Es hat sich  bestätigt, dass Interviews idiomatisch reich bestückt sind. Phraseologismen kommen in allen Typen der Gespräche zur Geltung, vor allem  Politiker greifen oft nach den festen Verbindungen, Phraseologismen haben in Interviews die gleichen Funktionen wir in politischen Kommentaren, dennoch meldet sich hier die Umgangssprache mehr zu Wort. Hervorstechend ist, dass die Politiker ihre Sprachkompetenz zeigen und sprachlich originell wirken wollen. Es wird die These aufgestellt, dass in der gesprochenen Sprache den Gebrauch der Phraseologismen um 30 Prozent größer ist als bei den geschriebenen Texten. In dem Handbuch der Phraseologie wird an den politischen Kommentaren gezeigt, immer wenn Kommentare aus der Presse für den Rundfunk ausgewählt wurden, wurden sie meistens gewissermaßen umformuliert, ohne dass sich der Inhalt verändert. Die Änderung des Textes erfolgt zugunsten der Idiomatik. Man beruft sich öfter auf Zitate, Ausschnitte aus bekannten literarischen Werken, geflügelte Worte. Die Sätze sind im Allgemeinen kürzer. Große Rolle spielt  die Expressivität.

 

 

  1. Kritik

 

Die Rubrik Kultur und Medien enthält viele Kritiken und Rezensionen der literarischen, musikalischen, filmischen Werke, Kunstprojekte. Die Redakteure verwenden meistens einen sehr metaphorischen Stil, viele Vergleiche, Andeutungen und Anspielungen. Sie grenzen das Werk gegen ein anderes ab.

 

 

7.1. Überschriften/ Schlagzeilen

 

Bei den Kritiken sind Überschriften sehr interessant: Tempel im Dorf, Blondinen vor Ruinen; Die aus dem Unglück tanzt. Der erste Titel Tempel im Dorf (Nr.5/05,S.137) mutet phraseologisch an, es schwingt hier die Wendung Kirche im Dorf lassen – nicht übertreiben, etwas im vernünftigen Rahmen belassen. Der Text handelt von einem Bildhauer, der im oberbayrischen Etsdorf einen griechischen Tempel aus Hochtechnologiebeton errichten möchte. Der Titel  kann sowohl  wörtlich als auch phraseologisch verstanden werden, im zweiten Fall geht es um eine Modifikation, Kirche wird ersetzt durch Tempel. Die Bedeutung des Phraseologismus ist sehr ironisch, weil der ganze Plan sehr übertrieben  und kontrovers ist.

Blondinen vor Ruinen (Nr.5/05,S.138) tituliert den Text, der von Bildkompositionen der vergangenen Jahrzente und die Serie Bringing the War home handelt, die von der Fotokünstlerin Martha Rolser stammen, die auf drastisch anschauliche Weise Fotos aus dem Vietnam- Krieg  und Magazinbilder, die die amerikanische Lifestyle- Naivität zeigen. Vor dem Hintergrund des Irak - Krieges entstand  eine Fortsetzung der Serie, eine Collage zeigt z. B. zwei geklonte Blondinen , die sich ein Foto im Handy ansehen, während in Sesseln tote oder verletzte Mädchen liegen und im Hintergrund ein Land zerstört wird. Der Titel kann als Beschreibung der Collage angesehen werden, zugleich greift er den Phraseologismus von hinten Blondine, von vorne Ruine auf  - eine spöttische Bemerkung über eine alte Frau, die durch elegant frisierte, blond gefärbte Haare von hinten sehr viel attraktiver aussieht. Der Zusammenhang mit dem Irak- Krieg, der auf Manipulation, Vortäuschung, Totschweigen baute, ist logisch und zutreffend.

Einer anderen Modifikation begegnet man im Titel Die aus dem Unglück tanzt (Nr. 5/05, S.145).  Der Vorspann erläutert: Kommisarin, Hexe, rothaarige Versuchung: Andrea Sawatzki fällt auf. Derzeit dreht sie mit ihrem Partner Christian Berkel den HR- Tatort: Leerstand. Die Wendung aus der Reihe tanzen wurde modifiziert, die Reihe durch das Unglück ersetzt, weil die Kommissarin immer ein Unglück lösen muss. Dass die Frau  wirklich auffällt und sich nicht einordnet, zeigt ( auffallen, sich nicht einordnen ist auch die phraseologische Bedeutung) das Foto mit der Beschreibung: Darstellerin Sawatzki: Jähe Ausbrüche weiblicher Energie. Der Titel ist  ausserdem sehr bildlich, drückt wie elegant die Hauptfigur die Fälle auslöst. Es bietet sich auch eine Parallele zum Film „ Der mit Wölfen tanzt“, in dem der Hauptprotagonist auch sehr auffällt.

Alle drei Überschriften sind zu verstehen auch, wenn man die Wendung nicht kennt, einleuchtend ist überdies auch das Foto.

Aus der gehobenen Wendung jemandem das Herz brechen entstand das Substantiv Herzensbrecher. Die Redewendung kann durch ein Attribut erweitert werden: Der gebrochene Herzensbrecher (Nr.2/05,S.132) – es handelt sich um Paronomasie . Das neue Werk des Regisseurs Wong Kar- Wai, der durch Filme wie Chungking Express zu einer Kultfigur des ostasiatischen  Kinos wurde, ist ein Melodram, das neue Maßstäbe setzt : In 2046 trauert ein leidenschaftlicher Zocker und Entwurzelter um die Liebe seines Lebens.  Das Symbol des Herzens  kommt in der Kritik noch einmal vor- in der Form eines gehobenen Phraseologismus: Die Liebe ist Wongs Thema. Und da sein Erfolg daher kommt,dass seine Filme rund um die Welt jeden rühren, der ins Kino geht, um sich  ans Herz rühren zu lassen. An den Beispielen zeigt sich wie wichtig die  Symbolik ist.

 

7.2. Phraseologismen im Text der Kritiken/Rezensionen

 

Ein Text wurde direkt mit einem Phraseologismus eingeleitet. Im Text mit dem Titel der rettende Roland6. Ronald ist die zentrale Figur – ein tausend Jahre alter Revolverheld namens Ronald, der mit wechselnden Gefährten Wüsten und Welten durchstreift auf dem Weg zu einem sagenumwobenen dunklen Turm. Der erste Satz des Textes besteht aus einem Phraseologismus „jmdn. auf die Palme bringen“: Immerhin bringt der Mann bis heute manche Kritiker auf die Palme. (Nr.152/04,S.51)

 

 

7.3. Phraseologismen, die  in der  Nennform vorkommen

 

Rezas Roman – Adam Haderberg will nicht den Figuren  genau aufs Maul schauen, (Nr.5/05,S.140) sondern ist zugleich ein Stück Literatur über Literatur. Der derbe Phraseologismus hebt sich gut von den sachlichen, schildernden Passagen der Kritik ab.

Die Kritiker verwenden die Wendungen, die in anderen Textsorten nicht vorkommen wie der Phraseologismus „einen Narren an jemandem gefressen haben“ - jemanden übertrieben, lächerlich gern haben: In der Kritik des Filmes  The Aviator bewertet die Kritikerin den Film: Man liebt es Hollywood, Taten vergangener Helden und die Biografien interessanter Zeitgenossen zu großen Lebensbilderbögen aufzubereiten, für die in der Branche das Kürzel „biopic“, gängig ist. An Howard Hughes hat man sich lange nicht getraut. Doch dann kam ein junger Himmelsstürmer, der einen Narren an der Figur gefressen hatte: Leonardo diCaprio. ( Nr.3/05, S.126)

Andere Wendungen sind häufiger, wie die Wendung  kein(en) Hehl aus etwas machen:

( Nr.6/05,S. 115) Immerhin sind drei der vier männlichen  Scheren- Schwestern homosexuell- und daraus machen sie vergnügt keinen Hehl. Die Wendung wird erweitert durch das Adjektiv vergnügt. Das Duden- Wörterbuch lässt auch eine Variante ohne Akkusativ zu - kein Hehl machen, die aber im „Spiegel“ nicht vorkommt. Das Wort Hehl ist eine unikale Komponente- also ein Wort , das in der heutigen Sprache gar keine freie Bedeutung mehr hat, das also nicht im gleichen Sinne bildhaft sein könnte wie Wörter, die Konkreta bezeichnen. Die unikale Komponente Hehl ist an das Verb verhehlen anknüpfbar (vgl. Feyaerts 1994,147,Dobrovskij/Piirainen 1994).

In der Musikkritik Dem  Leben entkommen über die Rockband Green Day steht in der Abschlussbewertung: Bald galten Green Day als erfolgreichste Punkband des Planeten- dann aber schienen sie ihr Pulver verschossen zu haben. Ihr Esprit schien verpufft. ( Nr.5/O5,S. 148). Die Wendung mit der Bedeutung: „ihre Möglichkeiten übereilt erschöpft haben“ passt sehr gut, denn die Gruppe wollte nie erwachsen werden und immer Aufmerksamkeit erregen.

Umgangssprachliche Wendungen sind sehr häufig zu verzeichnen: Er räsoniert und debattiert, was das Zeug hält. (Nr.52/04,S.160)

 

 

 

7.3.1. Polysemie

 

Man findet auch polysemische Phraseologismen, manchmal kommen Phraseologismen mit mehreren Lesearten vor. Der Miesepeter Miles, der üble Laune verbreitet wie die Sonne Wärme und die schliche Frohnatur Jack, der das Wort kaum buchstabieren kann und vor seiner Hochzeit noch mal auf den Putz hauen will. (Nr.5/05,S.143) Die Wendung heißt:

1. ausgelassen sein, feiern

2. energisch vorgehen,laut protestieren

3. angeben, großsprecherisch reden. Gemeint ist eigentlich  „ gegen eine Wand schlagen, dass der Putz abbröckelt“.

Polysemisch ist auch die Wendung:  ein Fass aufmachen:  In der Kritik an den Büchern , die die Suche nach dem Heiligen Gral thematisieren, steht der Satz: Damit öffnete Hammer- Purgstall- ein Fass, in dem es schon seit einiger Zeit rumort hatte. (Nr.52/04,S.142) Die Wendung bedeutet:

1.Viel Aufhebens um etwas machen

2. Eine ausgelassene Feier veranstalten. Während sich die zweite Bedeutung auf die Anstechung des Bierfasses bezieht, ist die erste Eindeutschung  des englischen Idioms- to make fuss of somebody, something, also „Aufhebens, Wirbel um jemanden machen“. Das Verb aufmachen, das in der Nennform vorkommt wird ersetzt durch das Synomym öffnen.

 

7.3.2. Synonymie

 

In der Phraseologie kommen auch Synonyme vor: Die Wendungen auf seine Kosten kommen: in seinen Erwartungen  zufrieden gestellt werden, stimmt in der Bedeutung mit der Wendung auf seine Rechnung kommen überein. Wer Pointen liebt, der kommt immer wieder auf seine Rechnung: (Nr. 52/05, S.160) Beide Synonyme sind umgangssprachlich und entstammen der Kaufmannssprache.

Das erstaunliche ereignet sich, als Kim in der Mitte von Samaria- Fussnote barupt den Vater des Mädchens ins Zentrum rückt, einen verwitweten  Kriminalbeamten, der zufällig  seiner Tochter auf die Schliche gekommen ist und nun brutale Rache an den Männern nimmt, denen sich als Erlöserin  angeboten hat. (Nr.50/04, S.158)  Die umgangssprachliche Wendung – „die Absichten von jemandem durchschauen“, wirkt sich gut auf den Stil des Textes aus, der sonst nur sachlich den Inhalt wiedergibt.

Meistens werden Phraseologismen  für die Beschreibung der Vorgänge, Tatsachen verwendet, derer nicht idiomatische Bedeutung negativ konnotiert ist. Das spielt bei der Bewertung von Werken eine bedeutende Rolle, weil sich damit euphemistische Wirkung erzielen lässt: In der Kritik des Filmes Vom Suchen und Finden der Liebe: Da bleibt einiges auf der Strecke- unter anderem die Antwort auf die Frage, was die beiden aneinander finden. Dabei  wollen Dietl und sein Co- Autor Patrick nicht nur von Lust und Sex erzählen, sondern von überlebensgroßer Liebe. (Nr.4/05,S.179) Verhüllend wird so ausgedrückt, dass bei der Realisierung des Filmes manches gescheitert ist.

Ähnlich wird im folgenden Satz vorgegangen, statt des Verb „jmnd. erschießen“ verwendet der Autor die bildliche Beschreibung: Über die Frage, wer durch wessen Kugel starb, gibt es schnell höchst widersprüchliche Aussagen. (Nr.4/05,S.168). Der Gebrauch des Fragepronomens wer, wessen betont, dass die Frage wirklich offen bleibt.

 

 

    1. Variationen, Modifikationen

 

Die Wendung etwas in Schutt und Asche legen lautet in einem Text: Zwei geklonte Blondinen starren ihre schicken Handys, während tote Mädchen im Sessel liegen und im Hintergrund ein Land in Schutt und Asche geschossen wird. (Nr. 5/05, S.138)

Marcel- Reich Ranicki schreibt in einer Buchbesprechung: Werner verteilt seine Gedanken und Einfälle, seine Argumente und sogar Bonmots sehr gerecht auf beide Romanhelden, und er verhindert es, dass der eine oder andere mit seinem Äußerungen den Gesprächspartner an die Wand drängt. (Nr.52/04,S.160) Die Nennform der Wendung lautet jemanden an die Wand drücken- jemanden in den Hintergrund drängen. Es passiert ziemlich oft, dass das Verb in der Wendung durch ein anderes synonymes ersetzt wird - siehe die Wendung den Fass aufmachen. Die Wendung wirkt so origineller, nicht abgegriffen.  
Die Erweiterung liegt im folgenden Beispiel vor: Auch der CSU- Gesundheitsexperte Horst Seehofer, der gegen das Kopfpauschalenmodell der Union rebellierte und verlor, sitzt im Bild von Stefan Pielow, das den zweiten Preis bekam, auf dem politischen Abstellpreis. (Nr. 5/05, S. 146). „Abstellgleis“ ist eine lexikalisch - phraseologische Komponente, die in der Wendung jemanden auf das Abstellgleis schieben vorkommt. Das Adjektiv präzisiert die Wendung, bettet ihn in den Kontext ein.

Häufig ist die Verkürzung der Phraseologismen: Viele Medienpolitiker verfolgen die Ränkespiele mit zunehmender Missmut. (Nr. 4/05, S.183)  Ränkespiele ist eine Zusammensetzung , derer Bestimmungswort dem Phraseologismus  „Ränke schmieden entnommen wurde.“

Aus der gehobenen Wendung „jemandem das Herz brechen“ entstand das Substantiv Herzensbrecher.

 

7.5.  Formelhafte Ausdrücke

 

Sehr oft wird in den Kritiken die Wendung Furore machen- großes Aufsehen erregen- verwendet, der Ausdruck ist eine Lehnübersetzung aus dem  Italienischen: far furore verwendet: Es ist ein Stoff, der seit über 800 Jahren Furore macht. (Nr.52,/04, S.135).  Als Kylie Minogues Single Spinning around sofort na die Spitze der britischen Chats und schoss, machten vor allem  die goldenen Hot Pants, die die Sängerin im Video zum Song trug, Furore.   (Nr.52/04, S. 152)

Svenson dagegen gehört zu jenem guten Dutzend Jazzmusiker aus Skandinavien, die such mühen, das Genre zu erneuen- und dabei ordentlich Furore machen. (Nr.50/04,S.156)

Die Berliner Künstlerin Amelie von Wulffen macht international  Furore: das Pariser Centre Pompidou widmet ihren geheimnisvollen, schön abgedrehten Collagen eine Soloausstellung.  (  Nr.6/05,S.116)

Die beiden jungen Amerikaner Adam Green und Conor Oberst machen mit originellen Rocksongs Furore- und scheren sich nicht immer um Geschmacksgrenzen. (Nr.2/05,S.143)

Beliebt ist bei Kritikern auch die Verbindung  Maßstäbe setzen, die dreimal vorkam.

 

In der Rubrik Kunst sind typische Ausdrücke aus dem Bereich der Kunst anzutreffen wie:

Durchbruch schaffen- sich durchsetzen  ( Nr. 51/04, S.152) (Nr.  6/ O5, S. 115)

Unter Vertrag stehen ( Nr.51/04,S.180)  - unter Vertrag kommen (Nr.51/04,S.182)

Beifall spenden (Nr.52/04,S.160)

Über den roten Teppich laufen wird alterniert durch das Verb flanieren (Nr.6/O5,S.112)

Sprungbrett für die Karriere ( Nr.3/05,S.122)

Etwas – die Rolle auf den Leib schneidern (Nr.6/05,S.158)

 

In den Kunstwerken wird oft das Motiv des Todes aufgegriffen. In den Kritiken gab es folgende  phraseologische sprachliche Realisierungen:

In den Tod gehen- gehoben ausgedrückt, dass jemand bereit ist, zu sterben ( Nr.5/05,S.150)

In den Tod stürzen- ( Nr.50/05,S.158) Alternative zum Verb „gehen“

Zu Tode kommen- tödlich verunglücken ( Nr. 4/05, S.170)

Aus dem Leben scheiden-  sich selbst töten (Nr. 4/05,S.178)

 

    1.            Anspielungen auf literarische Werke

 

Der bekannte Spruch: Gute Mädchen kommen in den Himmel, böse überall hin, hat sich sehr schnell eingebürgert. Der Spruch geht auf das Buch mit dem gleichen Titel von der Diplompsychologin Ute Ehrhardt zurück. Fast zwei Millionen Exemplare von dem Buch  wurden verkauft. Hier werden die Schwächen der Frauen anschaulich beschrieben, welche Schwächen und welche Vorstellungen ihnen als Kinder eingebläut wurden und sie aufgrund dessen nicht immer bereit sind zu sich zu stehen. Der Spruch wird im Artikel von Angelina Jolie, die als Hollywoods Bad Girl bezeichnet wird, aufgegriffen: Das grelle Image, das die Boulevardpresse von ihr malt, Hildy ihr dabei, den Claim als Hollywoods Bad Girl zu besetzen. Gute Mädchen bekommen einen Platz im Himmel, böse kriegen Respekt und ziemlich gute Rollen dazu. (Nr.50/05,S.154) Geflügeltes Wort wird erweitert, auf die Schauspielerin genau zugespitzt.

Der Titel Hofmans Erzählungen ( Nr.3/05,S.152) spielt auf Hoffmanns Erzählungen an, die   1881 in der Pariser Opéra Comique uraufgeführt  wurden und neben Bizets Carmen als die populärste Oper des französischen Repertoires Jacques Offenbach gelten- der Autor erfüllte sich seinen größten Wunsch: endlich auch Erfolg als Opernkomponist zu haben, nachdem er als Operettenkomponist berühmt wurde. Der Vorspann bietet keine genaue  Erklärung des Titels : Seit dem Mauer _ Epos Tunel steht der Berliner Produktionsfirma Teamworx für die filmische Vergangaheitsbewältigung. Aktuell entstehen Filme über Bombardierung Dresdens, die Berliner Luftbrücke und ein  besonders heikles Thema: die Hamburger Sturmflut von 1962. Erst das Foto von dem Filmemacher Nico Hofman über dem Titel liefert eine Erklärung: Hofmann wurde berühmt durch die Filme wie Solo für Klarinette, Stauffenberg.

Im Titel Kohlhaas in Bad Kleinen (Nr.4/05,S.168) spiegelt sich die Novelle  von Heinrich Kleist- Michael Kohlhaas, erschienen 1810. Warum man den Namen des Haupthelden gewählt hat, erläutert der Vorspann: In seinem neuen Roman erzählt Christoph Hein verschlüsselt vom Kampf der Eltern des RAF- Terroristen Woflgang Grams gegen die Behörden- weil Polizei und Justiz angeblich verschleiern, wie Grams 1993 zu Tode kam. Bad Kleinen ist der Ort in Mecklenburg, wo sich das zentrale Geschehen abgespielt hat.

 

 

    1.          Zusammenfassung

 

Die Sprache der Kritiker ist metaphorisch. Produktiv sind in idiomatischer Hinsicht Variationen und Modifikationen - vor allem in den Überschriften. In Texten werden häufig Phraseologismen verwendet, die Verärgern ausdrücken (auf die Palme bringen), Verrücktheit (eine Macke haben), Sterben (aus dem Leben scheiden). Daraus folgt, dass die Phraseologismen negative Vorgänge bezeichnen, euphemistisch wirken. Anzutreffen ist oft die Alliteration (Große Männer haben große Macken). Von den typischen Funktionen überwiegen die Wertungs-, Anschaulichkeit-, und teilweise  Unschärfefunktion. Die Unschärfefunktion ist in den Kritiken anders zu beurteilen als in den Kommentaren – die Texte  werten ein Kunstwerk und dabei  den Leser ermutigen oder entmutigen zum aktiven Herangehen an das Werk. Kritiken sind  „ein Sieb“ von der Qualität der Kunst, das Spreu vom Weizen trennen und Auskunft und Orientierung  im Bereich der Kunst liefern sollen. Während die  eigentliche Analyse der Werke eher metaphorisch ist, kommen bei der Bewertung, die stark die persönliche Meinung des Journalisten widerspiegelt, Phraseologismen zur Geltung.

 

 

  1. Schlusswort

Die textbildenden Potenzen der Phraseologismen für die Wirksamkeit einer sprachlichen Äußerung sind seit langem beobachtet und benutz werden. Schon J. Chr. Gottsched  stellte fest, dass dank der Phraseologismen die ganze Rede „einen neuen Glanz bekommt“  (GOTTSCHED  1743,240) Ein paar Jahrhunderte später schreibt Seiler von den Phrasemen: Sie „haben nichts Lehrhaftes, sie treten nicht mit dem Anspruch der Autorität auf, sondern dienen dazu, die Rede zu würzen. Auf eine kräftige, wirksame Rede aber legt jeder Wert, auch  der Gebildete…“  (SEILER 1922,37). Die  wichtigsten Funktionen der Phraseologismen haben sich bis heute nicht verändert. Pressesprache kann ohne Idiome nicht auskommen. Zu den wichtigsten Eigenschaften der Phraseologismen, die ihre textbildenden Potenzen bestimmen, gehören die folgenden, die in der Pressesprache sehr oft zu verzeichnen sind

( FISCHER, 1997,214):

 

  1. syntaktische Struktur als Wortgruppe und sich daraus ergebende potentielle Teilbarkeit, syntaktisch, strukturelle Variabilität
  2. semantische Teilbarkeit mit Variationen bis zur semantischen Autonomisierung von Komponenten, zur Derivation neuer Einheiten
  3. reich entwickelte Synonymik innerhalb der Phraseolexeme
  4. stark entwickelte Expressivität durch Bildlichkeit und Konnotationen, Möglichkeiten der Expressivitätssteigerung

 

Die oben aufgelisteten Eigenschaften können als spezifische Merkmale betrachtet werden, durch die  sich die Phraseologismen von den anderen nicht idiomatischen Verbindungen wie sich die Zähne putzen unterscheiden. Die Journalisten „greifen“ oft nach den Phraseologismen und machen vor allem von der Expressivität, Bildlichkeit  und Anschaulichkeit der Phraseme Gebrauch. Eine weitere Spezifik  der Phraseologismen besteht in  „den spezifischen Möglichkeiten der Textkonstruktion“ (FISCHER, 1997,216). Fischer teilt  typische Möglichkeiten expressivitätssteigernder Textkonstruktion  in mehrere Gruppen ein. Es gibt mehrere Möglichkeiten, wie man die Textkonstruktion des Phrasems umgestalten kann.  Zu den bedeutendsten Möglichkeiten, die in der Pressesprache vorkommen, gehören z. B.: die Aktualisierung  sowohl der  wörtlichen, als auch der phraseologischen Bedeutung der Konstruktion. Das belegt das Beispiel im Kapitel 5.3.1.4.: der Titel Frackträger vom anderen Ufer, begleitet mit einem Foto von Pinguinen am entfernten Ufer, mutet nicht unbedingt phraseologisch an, die erste Frage im Vorspann: Sind sie schwul?, aktualisiert  anschließend die phraseologische Bedeutung. Von der doppelten Bedeutung lebt auch der folgende Witz, den Fischer (1997,216) anführt: „Stehen zwei an der Theke. Sagt einer: „Pump mir, mal fuffzig Mark. Mir steht das Wasser bis zum Hals.“ Darauf der andere: „Trifft sich sehr schlecht. Ich sitze völlig auf dem Trockenen.“ Ähnlich wird im Artikel Warten auf Piraten vorgegangen (siehe Punkt 5.3.3.2.): Der Wächter über Weltmeere sitzt auf dem Trockenen und die Hoffnungen des Präsidenten ruhen auf dem Meeresboden.

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